Volles Haus beim Bürgerdialog zum Radverkehr im Landkreis Dachau am 22.05.2019
Als Einstieg eines interessanten Abends gelang dem emeritierten Professor und Fahrradexperten Dr. Heiner Monheim ein abwechslungsreicher Ritt durch die Geschichte der Fahrradkultur in Deutschland. Das Fahrrad hatte im 19. Jahrhundert eine immense Bedeutung als Fortbewegungs- und Transportmittel für die Bevölkerung. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts schaffte es das Auto, dem Fahrrad den Rang abzulaufen. Aktuell gewinnt der Radverkehr zwar wieder an Bedeutung, besitzt aber noch großes Entwicklungspotenzial.
Professor Monheim mahnte an, dass das öffentliche Bewusstsein für die Vorzüge des Radfahrens weiter gestärkt werden muss und es daher insbesondere auch ein besseres Marketing braucht: „In der öffentlichen Wahrnehmung verspricht bisher eher das Auto „Freude am Fahren“, davon kann die Fahrradlobby noch etwas lernen.“
Durch neue Trends wird das Fahrradfahren aber attraktiver: Pedelecs vergrößern die Reichweite und erleichtern das Radfahren in hügeligem Terrain. Moderne „Bike & Ride“-Stationen sowie „Bike Sharing“-Konzepte sorgen für eine optimale Verknüpfung von Radverkehr und ÖPNV. Auch Arbeitgeber können durch entsprechende Angebote (z.B. geeignete Abstellanlagen oder Duschmöglichkeiten) Anreize zum Umstieg aufs Fahrrad schaffen.
Um den Radverkehr im Landkreis Dachau wirkungsvoll zu fördern bedarf es allerdings auch einer besseren Radwegeinfrastruktur. Hierfür erarbeitet Frau Eva Mast (Büro topplan) derzeit ein neues Radverkehrskonzept und präsentierte den aktuellen Stand beim Bürgerdialog. Sie stellte den Gemeinden und dem Landkreis Dachau zwar grundsätzlich ein positives Zeugnis aus; gleichermaßen sieht sie in notwendigen Lückenschlüssen im Wegenetz sowie einer professionellen Beschilderung auch deutlichen Handlungsbedarf.
Svenja Schreiber und Sabrina Perlitius von den Planungsbüros PGV Alrutz und Inovaplan ergänzten die Thematik mit der Vorstellung der neuen Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg zwischen Dachau und München. Bis Mitte 2020 wird eine realisierbare Route für eine Radschnellverbindung ins Münchener Stadtzentrum erarbeitet. Diese soll durch eine möglichst durchgängige Vorfahrt für Radfahrer und eine großzügige Wegebreite das tägliche Pendeln in den Münchner Norden per Fahrrad erleichtern.
Nach den informativen Vorträgen nahmen die anwesenden Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit aktiv wahr, an Karten und Konzepten ihr lokales Know-How direkt mit einzubringen. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine offene Diskussion in Form eines sog. „Fish Bowl“. Hierbei durften sich die Bürger abwechselnd mit in den Expertenkreis auf das Podium setzen und mitdiskutieren bzw. Fragen einbringen. Auch dabei herrschte ein reger Austausch und eine angeregte Debatte über den Radverkehr im Landkreis.
Landrat Stefan Löwl freute sich über die konstruktiven Diskussionen. „Insgesamt sehe ich im Radverkehr ein großes Potenzial für die Zukunft. Durch ein gutes Radwegeangebot können wir Pendler zum Umstieg bewegen und mehr Leute aufs Fahrrad bringen.“ Neben neuen Radwegen stellen auch Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung wichtige Bausteine dar. „Wir brauchen mehr Werbung für die Vorzüge des Radfahrens. Hier wünsche ich mir einen positiveren Grundansatz, bei dem nicht immer zuerst Bedenken und Zweifel angebracht werden, sondern gefragt wird: „Wie kann ich zum Gelingen der Radverkehrsförderung beitragen?““
Nähere Informationen zum Bürgerdialog finden Sie auf der Webseite des Landratsamtes unter dem Reiter „Bürgerdialog“. Zeitnah werden hier auch die Präsentationen der externen Experten hochgeladen.