Verschärfte Corona-Lage im Landkreis Dachau
Am Samstag, 06.11.2021, sind dem Gesundheitsamt Dachau über 160 neue Infektionen gemeldet worden. Mit zusätzlichen Mitarbeiter:innen, die kurzfristig zur Unterstützung einberufen wurden, konnten gestern bereits knapp 100 Meldungen bearbeitet werden. Obwohl bereits vergangene Woche zusätzliches Personal aus anderen Behörden zur Unterstützung angefordert wurde, kommt es aktuell zu Verzögerungen in der Bearbeitung. Auch wenn am Sonntag nicht mehr so viele Neumeldungen eingegangen sind, erwartet das Gesundheitsamt mit Sorge eine weitere Zunahme der Infektionsmeldungen zum morgigen Schulstart. Mit den systematischen Testungen werden dann weitere Fälle erkannt. Landrat Stefan Löwl hat daher noch am Samstagabend entschieden, erneut Unterstützung durch die Bundeswehr für das Gesundheitsamt anzufordern.
Auch im HELIOS Amper Klinikum Dachau verschärft sich die Situation: Am Samstagabend wurden jeweils vier Personen auf der Intensivstation und auf der IMC behandelt, 23 Patient:innen liegen auf Normalstation. Damit ist aktuell jeder 8. stationäre Patient ein COVID-19-Patient. 75% der Patient:innen sind ungeimpft, 25% haben einen Impfschutz. Bei diesen Personen liegt nach Einschätzung des Krankenhauses die 2. Impfung meist schon länger, oft sogar über 6 Monate zurück oder es wurde nur einmal mit dem Impfstoff Johnson&Johnson geimpft.
Im gesamten ILS-Bereich (Landkreise DAH, FFB, STA, LL) sind fast alle Intensiv- und IMC-Betten belegt, wobei in über 1/3 aller verfügbaren Intensivbetten aktuellen Corona Patienten:innen liegen. Außerdem werden aufgrund der Schließung zahlreicher Krankenhäuser in Südost-Oberbayern und Niederbayern Notfall- und Intensivpatienten in die Region verlegt.
Landrat Stefan Löwl verschaffte sich heute ein eigenes Bild über die Entwicklung im Gesundheitsamt: „Dank der vielen Impfungen sind die Krankheitsverläufe glücklicherweise in den meisten Fällen nicht mehr so schwer oder sogar tödlich, wie noch vor einem Jahr. Die Aus- und Überlastung des Gesundheitssystems steht dennoch kurz bevor. Die Auswirkungen der heute in Kraft getretenen Maßnahmen werden wir erst in gut zwei Wochen spüren.“
Landrat Stefan Löwl fordert daher umgehend von der Bayrischen Regierung deutliche Anpassungen, insb. eine konsequente Teststrategie mit kostenlosen PoC-Testangeboten für jedermann (unabhängig vom Impfstatus), eine strikte ‚3G+‘-Reglung sowie eine Unterstützung für die Krankenhäuser, beispielsweise durch temporäre Wiedereinführung der sog. Freihaltepauschalen. Des Weiteren bittet er um Verständnis, dass es aufgrund der zwingend notwendigen Personalverstärkung des Gesundheitsamts in anderen Fachbereichen und andere Dienstleistungen des Landratsamts Dachau in den kommenden Tagen und Wochen zu Einschränkungen kommen kann. Außerdem werden alle Bürger:innen gebeten, Anfragen an das Gesundheitsamt vorrangig per eMail an gesundheitsamt@lra-dah.bayern.de zu richten, da die Telefonleitungen aufgrund der Fallermittlungen und Nachverfolgungen stark genutzt sind.
Wie bereits angekündigt werden ab sofort die geltenden Verschärfungen der Maßnahmen verstärkt kontrolliert und dann auch geahndet. „Um die bestehenden Veranstaltungs- und Kontaktmöglichkeiten dauerhaft nutzen zu können, müssen sich alle in dieser Situation an die geltenden Beschränkungen halten,“ appelliert Landrat Stefan Löwl. „Die 3G-Regelung, die erweiterten Freiheiten durch 2G oder 3G+ sowie die Maskenpflicht können die notwendige epidemische Wirkung nur haben, wenn sie konsequent beachtet werden. Wir haben es zu einem großen Anteil selbst in der Hand, wie sich die Lage weiterentwickelt.“
Bereits in der vergangenen Woche wurde die Koordinierungsgruppe Pandemie für kommenden Mittwoch zu einer Sitzung einberufen. Vertreter:innen aus dem Gesundheitsamt sowie anderen beteiligten Fachbereichen des Landratsamts, dem Schulamt, der Polizei und dem Katastrophenschutz, den Impfteams, dem Rettungsdienst, den Kliniken sowie aus der Ärzteschaft und von den Apotheken sowie aus Heimen und Pflegeeinrichtungen werden die Situation im Landkreis analysieren und mögliche lokale Maßnahmen oder Forderungen an Freistaat oder Bund diskutieren.