Nachruf Amnon Weinstein
Amnon Weinstein führte die Werkstatt seines Vaters Moshe, des ersten Geigenbauers in Israel fort. Dieser war aus dem litauischen Vilnius nach Israel geflohen und bauten sich mit seiner Frau dort eine neue Existenz auf – Sie waren die einzigen Überlebende der Familie Weinstein. Die ganze Tragweite des Holocaust wurde Amnon Weinstein bewusst, als er eine alte Geige zum Restaurieren erhielt, in deren Corpus schwarzer Staub war. Seine Nachforschungen ergaben, dass der frühere Geigenbesitzer Mitglied des Männerorchesters in Auschwitz gewesen war. Das Schicksal des ermordeten Musikers ließ ihn nicht mehr los und so beschloss Weinstein ab den 90er Jahren, weitere Violinen zu suchen und sie zu reparieren. Die Sammlung umfasste schließlich an die 70 Geigen unterschiedlichster Herkunft. Darunter waren Geigen von Amateurspielern und Berufsmusikern, qualitativ hochwertige Instrumente oder Geigen von eher ideellem Wert. Doch jedes der Instrumente war etwas Besonderes, weil es für die Biografie eines Menschen stand.
Mit der Idee, diese Geigen nicht nur materiell zu erhalten, sondern sie auch zum Spielen zu bringen, ging Weinstein noch einen Schritt weiter, um die Erinnerung wach zu halten. In vielen bewegenden Konzerten auf der ganzen Welt waren sie Botschafter für den Frieden und die Hoffnung. Charlotte Knobloch nannte sie „Überlebende des Holocaust“ und „klingende Zeitzeugen, Botschafter gegen Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus und für ein menschliches Miteinander, in dem Raum für Zwischentöne und auch Dissonanzen ist, die im Zusammenspiel aufgehoben sind.“
Der Landkreis Dachau gedenkt Amnon Weinsteins in großer Dankbarkeit für seinen Einsatz im Bereich der Erinnerungskultur. Landrat Stefan Löwl zeigt sich tief betroffen: „Amnon Weinstein hat mit seinem Lebenswerk unzählige Menschen auf der ganzen Welt berührt und durch seine unermüdliche Arbeit Hoffnung in die Herzen gebracht. Das Konzert der ‚Geigen der Hoffnung‘ in Dachau bleibt für mich und viele Bürgerinnen und Bürger des Landkreises ein unvergessliches Erlebnis. Auch erinnere ich mich gerne an unser persönliches Treffen in seiner Geigenwerkstatt in Tel Aviv. Sein Beitrag zur Erinnerungskultur wird kommende Generationen begleiten und macht das ‚Nie wieder‘ für jeden von uns deutlich.“