Nachhaltigkeit im Alltag: Energie und Klimaschutz beim Bauen und sowie städtebauliche Anforderungen an die Mobilität von Morgen
Das Ziel der Veranstaltung war, die aktuell sehr emotional geführte Diskussion über den Klimaschutz mit Fakten zu untermauern. Hierfür informierte zuerst Frau Prof. Dipl.-Ing. Susanne Runkel von der Hochschule Augsburg über Nachhaltigkeit beim Bauen und wie die Umweltverträglichkeit von Gebäuden mit Hilfe der Ökobilanzierung ermittelt werden kann. Anschließend referierte Herr Prof. Dr.-Ing. Carsten Gertz von der Universität Hamburg über die städtebaulichen Anforderungen für die „Mobilität von morgen“. Zum Abschluss folgte eine inhaltliche Diskussion mit den Gästen des Bürgerdialogs.
Besonders interessant waren die zu Beginn von Frau Prof. Runkel dargelegten Fakten zum Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die differenzierten Auswirkungen auf das Weltklima. Vor allem in Bezug auf den Bau- und Wohnsektor appellierte sie, die bestehende Bausubstanz soweit möglich zu erhalten und zu sanieren und somit den Energieverbrauch und die Müllproduktion zu minimieren. Über 50% der gesamten Abfälle in Deutschland kommen aktuell aus dem Bausektor und diese werden oft – wenn überhaupt - nur für untergeordnete Zwecke wie den Straßenunterbau genutzt. Frau Prof. Runkel betonte, dass dieser vermeintliche Müll entweder weitergenutzt oder als Ressource für Neubauten recycelt werden könnte. Außerdem verdeutlichte sie, dass es heutzutage darauf ankommt, bei Neubauten und Sanierungen auf die Recyclingfähigkeit der Materialen und den benötigten Recyclingaufwand bei verschiedenen Konstruktionsvarianten zu achten. Als Quintessenz kristallisierte sie die Wichtigkeit der nachhaltigen Konstruktion von Gebäuden heraus, da in der Vergangenheit der Fokus zu stark auf den nachhaltigen Gebäudebetrieb gelegt wurde.
Im zweiten Impulsvortrag ging es um die städtebaulichen Anforderungen durch die „Mobilitätsformen von morgen“. Herr Prof. Dr. Gertz stellte in seinem Vortrag erst die individuelle Mobilität mit dem Auto und die damit entstehenden Infrastrukturanforderungen vor. Er zeigte die Ineffizienz der privaten Autonutzung auf, da ein PKW nur rund 3 % der Zeit aktiv benutzt wird. Er propagierte, dass eine nachhaltige Quartiersentwicklung mit einer „Stadt der kurzen Wege“ geschaffen werden muss, wobei er klarstellte, dass dieses Konzept für den ländlichen und stadtnahen Raum ebenso gilt wie für Metropolen. Dabei stellte er klar, dass gerade im Hinblick auf die vorherrschenden und stark diskutierten Stellplatzverordnungen Reduzierungen möglich und nötig wären, wenn der jeweilige Bauherr die durch eingesparte Stellplätze reduzierten Baukosten in alternative Mobilitätsformen wie z.B. Car- bzw. Radsharingangebote reinvestiert.
Nach den Fachvorträgen stellten Landrat Stefan Löwl, Kreisbaumeister Georg Meier und die Zuhörerinnen und Zuhörer zahlreiche Fragen an die Referenten und diskutierten diese. Landrat Löwl war über die sachlich geführte Diskussion erfreut: „Beide Referenten haben die Aktualität ihrer Themen eindrucksvoll unterstrichen. Die gesamtheitliche Betrachtung des Bauens ist zukünftig elementar. Hier müssen neue Anreize zur Schonung der wertvollen und endlichen Ressourcen geschaffen werden. Ebenso müssen wir die Mobilitätsangebote für die Bedürfnisse der Zukunft ganzheitlich gestalten und neue Aspekte, wie z.B. Sharingangebote oder die Bedeutung des Radverkehrs, stärker einbeziehen.“
Den Vortrag von Frau Prof. Runkel finden Sie in den kommenden Tagen in der Nachlese zum Bürgerdialog auf der Internet-Seite des Landratsamts, den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Gertz erhalten Sie bei direkter Anfrage beim Referenten (Kontaktdaten finden Sie in der Nachlese des Bürgerdialogs).