Mehr MINT- Bildung für alle
Jetzt ist es offiziell: Am vergangenen Dienstag, 30. Januar 2018, unterzeichneten die Landräte Christoph Göbel (München) und Stefan Löwl (Dachau) beim ersten MINT-Forum, in Anwesenheit von über 100 Gästen, im Landratsamt München die Kooperationsvereinbarung, die das gemeinschaftliche Engagement für die MINTRegion Münchner Umland besiegelt. In der Praxis arbeiten die beiden Landkreise und 26 Kooperationspartner aus dem Schul- und Wissenschaftsbereich aber
schon über mehrere Monate intensiv daran, wie man junge und erwachsene Menschen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (=MINT) begeistern kann.
Im April letzten Jahres wurde die gemeinsame Bewerbung beim
Bayerischen Kultusministerium um eine von acht MINT-Regionen im Freistaat erfolgreich abgeschlossen. Seitdem hat sich in den beiden Landkreisen schon vieles getan.
Forschendes Lernen im Landratsamt
Wer am Dienstag durch den Klostertrakt des Landratsamts München ging, hat nicht schlecht gestaunt. Denn dort konnte man MINT-Bildung aus erster Hand kennenlernen. Von Kindern programmierte Rennwagen brausten durch die Gänge, man konnte Werkstücke aus dem 3-D-Drucker, Bienenwaben und Honig, Kristalle oder eine automatische Seifenblasen-pustemaschine bestaunen, die neue App des Schullabor PhotonLab testen oder sich bei Ackerdemia über Gemüsebauprojekte informieren lassen. Ein echter Hingucker waren auch die kleinen humanoiden NaoRoboter, die sich schon mal beklagten, wenn es ihnen zu langweilig wurde. Programmiert wurden sie von der Roboter Gruppe am Gymnasium Grünwald.
„Ohne das Wissen aus den MINT-Fächern können wir auf wesentliche Herausforderungen für unsere Gesellschaft keine zukunftsweisenden Antworten geben und Lösungen finden“, so Landrat Christoph Göbel in seiner Begrüßung.
„Wir müssen Bewusstsein für die Bedeutung dieser Themen schaffen, auch vor dem Hintergrund, dass es schon heute in großem Stil an Fachkräften in den technischen Berufen mangelt.“
Landrat Stefan Löwl gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass man sich dieses wichtigen Themas jetzt gemeinsam annimmt, denn dies sei entscheidend für die zukünftige Entwicklung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts der gesamten Region.
Nur wer versteht warum, wird sein Verhalten ändern
Der im Kultusministerium zuständige Ministerialrat Wolfgang Ellegast bekräftigte die Bedeutung der MINT-Förderung außerhalb des schulischen Umfelds und der Methoden, die nicht zum regulären Unterrichtswerkzeug gehören. „Wie sollen wir uns dem Klimawandel stellen? Wie der Globalisierung? Der Ressourcenknappheit? Der Energie- und Mobilitätswende?“ Ohne Kenntnisse im MINT-Bereich sei das schier unmöglich, so Ellegast. “Wenn man nicht nachvollziehen kann, warum man sein Verhalten ändern soll, wird man es nicht tun“, setzte der Ministerialrat mit Nachdruck hinzu. Das MINT-Konzept ziele ganz bewusst nicht allein auf die Gruppe der Gymnasiasten ab, sondern auf Schülerinnen und Schüler sämtlicher Schularten. Es ginge nicht in erster Linie darum, Nachwuchs für die Wissenschaft zu gewinnen, sondern genauso um den Fachkräftenachwuchs im Bereich Naturwissenschaften und Technik. Eine große Chance sieht Wolfgang Ellegast in der Nutzung von außer-schulischen Lernorten wie Schülerlaboren und Schülerzentren, von denen es in der MINT-Region Münchner Umland künftig mehr geben sollte. MINT-Bildung berge ferner auch für ausländische Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene eine große Chance, da hier den sprachlichen Fähigkeiten eine weniger hohe Bedeutung zukäme.
Die MINT-Region Münchner Umland braucht Ideen und aktive Partner
Die MINT-Managerin Renate Heese, die das Projekt für beide Landkreise federführend steuert, betont: „Wir legen im Projekt MINT-Region Münchner Umland einen Schwerpunkt auf die Themen Integration, Inklusion und Gleichstellung.“ Frauen seien beispielsweise in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen nach wie vor unterrepräsentiert. Hier soll in der MINT-Region mit einem Konzept der Berufsorientierung und einem Mentoring-Programm gegengesteuert werden. Der Wandel in der Arbeitswelt eröffnet vielen Zielgruppen Möglichkeiten, sich in Bereichen zu engagieren, an die sie vorher nie gedacht hätten. Eine besondere Bedeutung nimmt die Frühförderung ein. Die Begeisterung für die MINT-Fächer muss so früh wie möglich geweckt werden. Lernen mit Lust, vor allem bei Fächern wie Mathematik, ist ein erklärtes Ziel der MINT-Initiative, ebenso wie die Förderung selbstentdeckenden und forschenden Lernens in Schule und außerschulischen Lernorten. Grundlage motivierten Lernens ist eine Orientierung an lebensnahen Problemen, so Heese.
Entsprechend orientiert sich die Arbeit im Projekt an Zukunftsclustern wie z. B. Nachhaltigkeit und Mobilität. Ein wichtiger Baustein ist die Crossdisciplinarity. Entsprechend sollen Projekte gefördert werden, die MINT-Bildung mit Kunst, Musik und Philosophie verknüpfen und hierüber zur zukunftsorientierten Gestaltung der MINT-Bildung und der MINT-Region beitragen. Neben der Initiierung neuer Angebote sollen auch bereits bestehende gefördert und gemeinsam mit den Kooperations-partnern weiterentwickelt werden. Hierzu zählen u. a. der Ausbau des MINT-Campus Dachau, die Einrichtung weiterer Schullabore und Schülerforschungszentren sowie die Entwicklung von Schulprogrammen oder Unterrichtskonzepten. Im Anschluss an die Tagung fand die konstituierende Sitzung des Fachbeirats mit 22 Mitgliedern aus unterschiedlichen Bereichen der MINT-Bildung statt. Dieser wird die Entwicklung der MINT-Region Münchner Umland mit seiner vielfältigen Fachexpertise und Erfahrung engagiert begleiten.