Landkreisdelegation besucht den Partnerlandkreis Oświęcim/Auschwitz: Eröffnung der Ausstellung „Kinder aus Indersdorf 1944-48. Zeugen und Opfer des Dritten Reiches“
Als feste Bestandteile eines jeden Besuchs legte die Delegation an der Gedenkstätte Auschwitz–Birkenau einen Kranz nieder und gedachte der unzähligen Opfer der NS Zeit. „Der Besuch in der Gedenkstätte wird nie zu einer Routine“, sagte Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann, „und die Kranzniederlegung am Todesblock mit unseren polnischen Partnern ist für mich persönlich immer besonders emotional“. Danach erfolgte die Besichtigung der Gedenkstätte, sowie ein Treffen in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte, einem der wichtigsten Partner des Landratsamtes im Rahmen der Partnerschaft.
Eine wichtige Säule der Arbeit ist der Jugendaustausch. Aus diesem Grund besuchte die Gruppe aus dem Landkreis Dachau gemeinsam mit den polnischen Gastgebern das Förder- und Bildungszentrum sowie das Stanisław-Konarski- Gymnasium und war vom Engagement der Lehrkräfte in beiden Einrichtungen angetan. Die Teilnehmenden diskutierten über den Aufbau engerer Beziehungen zwischen diesen Schulen und ähnlichen Einrichtungen im Landkreis Dachau. „Ich freue mich, dass sich im Rahmen der Landkreispartnerschaft neue Perspektiven in Bereichen wie Bildung und Jugendaustausch entwickeln“, sagte Landrat Stefan Löwl.
Ein absolutes Highlight der Reise war die Eröffnung der Ausstellung „Kinder aus Indersdorf 1944-1948. Zeugen und Opfer des Dritten Reiches“ im Museum zum Gedenken an die Einwohner der Region Oświęcim. „Dieses Jahr war dies zweifelsohne das wichtigste Projekt im Rahmen der Landkreispartnerschaft“, sagt Dr. Bernadetta Czech-Sailer vom Büro des Landrats, die für die Kontakte mit der polnischen Partnerkommune zuständig ist. „Mit diesem Museum haben wir einen sehr wichtigen Partner für unser Projekt gewinnen können. Das Spannende dabei ist, dass es erst vor einem Jahr eröffnet wurde und bereits jetzt zu unseren wichtigsten Projektpartnern in Oświęcim zählt“. Auch Anna Andlauer, Autorin des Projektes, bestätigt: „Mich hat zunächst die Nähe zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz völlig verblüfft; ich dachte, das Museum ist viel weiter weg. Dort, fast direkt neben dem furchtbaren, ehemaligen Vernichtungslager, eine zeitgeschichtliche Ausstellung aus dem Landkreis Dachau zeigen zu dürfen, ist wirklich etwas, was ich nicht erwartet habe. Die Kinder von Indersdorf - DZIECI Z INDERSDORF steht dort und ist für Besucher aus aller Welt Tag und Nacht geöffnet.“
An der Eröffnung nahmen verschiedenste Vertreter:innen der Kommunalpolitik, Erinnerungsarbeit sowie aller weiterführenden Schulen im Landkreis Oświęcim teil. Auch der seit August 2023 amtierende Generalkonsul der BRD in Krakau Holger Mahnicke folgte der Einladung. Ehrengast war Zofia Ogłaza, geb. Karpuk. Sie wurde in den Jahren 1945-1946 mit ihrem mittlerweile verstorbenen jüngeren Bruder Janusz von der UNRRA im Kinderzentrum Kloster Indersdorf versorgt. In einer bewegenden Rede berichtete die 87-Jährige von ihren Erfahrungen, dem Tod der Eltern und vom Leben im Kloster Indersdorf, bis sie als Waisenkinder nach Polen repatriiert wurden. Sie gab den Anwesenden mit auf den Weg: "Tut alles, damit sich nicht wiederholt, was wir erfahren mussten."
Die Ausstellung, die die von der Heimatforscherin Anna Andlauer, Direktorin des Museums Dorota Mleczko und Dr. Bernadetta Czech-Sailer kuratiert ist, erzählt vom Schicksal der Kinder polnischer und ukrainischer Zwangsarbeiterinnen im Landkreis Dachau, die durch das menschenverachtende nationalsozialistische Regime Hunger, Kälte und Krankheiten ausgesetzt waren und verstorben sind. Es geht aber auch um Kinder, die überlebt und nach der Befreiung im Internationalen Kinderzentrum Kloster Indersdorf Hoffnung für das weitere Leben gefunden haben. Auf der langgestreckten Terrasse des Museums sind 24 Stelltafeln in Quadern locker arrangiert, auf Augenhöhe und mit viel Platz für Schulklassen und Einzelbesucher. Die Ausstellung kann bis Ende Juni 2024 besucht werden.
Mit dem Besuch in Oświęcim gelang es zum wiederholten Mal Historie, Gegenwart und Zukunft der beiden Landkreise zu verbinden und erneut zu vertiefen.