Landkreisdelegation bei Festwoche in Danzig
Im Gegensatz zum Massaker am gleichen Tag auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking schafften die Polen den friedlichen Übergang in eine Demokratie. Der daraufhin erfolgte Machtwechsel in Polen bereitete auch den Fall der Berliner Mauer fünf Monate später vor. Danzig war als Gründungsort der Bewegung Solidarność der Ausgangspunkt für diese Entwicklung und feiert daher in diesen Tagen den 30. Jahrestag.
Noch auf Einladung des am 13. Januar 2019 ermordeten Danziger Oberbürgermeisters Pawel Adamowicz nahmen Landrat Stefan Löwl in seiner Funktion als Sprecher des Deutsch-Polnischen Ausschusses im Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), die Partnerschafsbeauftragte des Landkreises Marese Hoffmann sowie Dr. Bernadetta Czech-Sailer aus der Landkreisverwaltung an den beiden Hauptfesttagen teil.
Gemeinsam mit über 2000 Kommunalpolitikerinnen und -politikern, davon über 300 aus dem Ausland, dem Landrat Marcin Niedziela aus dem Dachauer Partnerlandkreis Oświęcim, sowie tausenden Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Danzig und ganz Polen wurde der Jahrestag zu einem großen Bürgerfest für Freiheit, Solidarität, Rechtsstaat, kommunale Selbstverwaltung und Demokratie, an welchem auch Zeitzeugen der damaligen Ereignisse sowie die weithin bekannten und zum Teil heute noch engagierten Akteure teilnahmen.
Der EU-Ratsvorsitzende Donald Tusk betonte in seiner Rede auf der Bühne im Zentrum der Stadt den Wert der damals erkämpften Rechte und die Notwendigkeit, diese Errungenschaften im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu halten und jeden Tag neu zu verteidigen. Der Höhepunkt der Festtage war jedoch der Auftritt des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Staatspräsidenten Lech Wałęsa, gemeinsam mit seinen Nachfolgern und Weggefährten sowie der Unterzeichnung einer, in Anlehnung an die 1980 formulierten 21 Thesen, neuen Danziger Freiheitserklärung zu den elementaren Werten, Freiheiten, Verfassungsrechten und Solidarität, welche im Anschluss von den politischen Vertretern, aber auch zahllosen Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet wurde.
Landrat Stefan Löwl war vom herzlichen Empfang der polnischen Gastgeber, der Schönheit der Stadt sowie dem zu spürenden freiheitlichen und demokratischen Geist begeistert. „Hier in Danzig kann man spüren, welchen Einfluss lokale Entwicklungen haben können und wie wichtig die von uns heute als so selbstverständlich betrachteten Werte und Freiheiten sind,“ stellt Landrat Löwl fest. „Während in China ein Systemwechsel lediglich im ökonomischen Bereich stattgefunden hat, brachten die in Danzig gestarteten Veränderungen demokratische und mit persönlichen und politischen Freiheiten ausgestattete Bürgerinnen und Bürger hervor. Dies sollten wir uns viel öfters bewusstmachen.“ Kreisrätin Marese Hoffmann war von dem Besuch ebenfalls begeistert: „Das demokratische und freiheitliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger von Danzig und ihre Verbindung zu ihrem Helden Lech Wałęsa war überall spürbar. Ich hoffe, dass die europabegeisterten polnischen Demokraten bei den polnischen Parlamentswahlen im Herbst siegen werden.“ Das Treffen war auch eine hervorragende Gelegenheit zur Pflege und Erweiterung von interkommunalen Netzwerken. So hatte die Dachauer Delegation Gelegenheit, wirtschaftliche Fragen des gemeinsamen Europas sowie die Auswirkungen des Binnenmarktes auf der lokalen Ebene mit der EU-Kommissarin für Binnenmarkt und Industrie Elżbieta Bieńkowska, zu diskutieren.
Der Geist des freien und demokratischen Europas sowie die Bedeutung der kommunalen Selbstverwaltung als Basis hierfür zeigte sich mitten in der Stadt. Die Teilnehmer der Veranstaltung, aber auch alle Gäste in den Restaurants und Straßencafés erhoben sich zur Europahymne und sangen begeistert mit.
Auf dem Foto von links:
Landrat Marcin Niedziela, EU-Kommissarin für Binnenmarkt und Industrie Elżbieta Bieńkowska, Landrat Stefan Löwl, Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann