Kreisausschuss schnürt umfangreiches ÖPNV-Bündel mit deutlichen Angebotsverbesserungen
In der letzten Kreisausschusssitzung ging es um die schon mehrfach diskutierten Tangentialverbindungen. Mit der Linie X800 von Buchenau (S) über Fürstenfeldbruck, Esting (S), GADA, Günding zum Bahnhof Dachau (S) bis ins Gewerbegebiet Dachau-Ost sowie der Linie X201 vom Bahnhof Dachau (S) über Bahnhof Oberschleißheim (S) nach Garching samt Forschungszentrum (jeweils mit U) entstehen zwei Expressbus-Tangentialen im direkten Umfeld von München. Bereits ab Beginn werden diese Linien von Montag bis Samstag zwischen 05 und 22 Uhr einen attraktiven 20-Minuten-Takt fahren und an Sonn- und Feiertagen in einem 60-Minuten-Takt die verschiedenen S-Bahn-Äste verbinden.
Bereits in der Sitzung davor hatte der Kreisausschuss für den ebenfalls bereits seit Jahren diskutierten Expressbus „Dasing-Pasing“ auf der Autobahn A8; also konkret von Dasing über Adelzhausen, Odelzhausen, Wiedenzhausen, Sulzemoos und nach Pasing grünes Licht gegeben.
Außerdem hat der Kreisausschuss beschlossen, dass im nördlichen Landkreis die S-Bahn-Äste mit drei weiteren Linien miteinander verbunden werden und auch die Anbindung von Haimhausen zur S 1 in Lohhof bzw. Unterschleißheim deutlich ausgebaut wird. Die Linie 707 wird von Altomünster (S) über Tandern, Hilgertshausen und Jetzendorf nach Petershausen (S) von Montag bis Freitag zwischen 6 und 22 Uhr, an den Wochenenden und Feiertagen zwischen 7.30 und 21.30 Uhr im Stundentakt verkehren.
Auf der Linie 771 (Petershausen – Kollbach – Kammerberg – Fahrenzhausen – Haimhausen – Lohhof (S) wird es unter der Woche zwischen 5 und 22 Uhr und samstags zwischen 7 und 14 Uhr (Hauptverkehrszeit) einen 40-Minuten-Takt geben, Samstag ab 14 Uhr und sonn- bzw. feiertags fahren die Busse bis 22 Uhr im 80-Minuten-Takt.
Die letzte neue Linie wird die Expresslinie 772 von Markt Indersdorf (S) über Röhrmoos, Schönbrunn, Ampermoching und Haimhausen nach Unterschleißheim (S) werden. In den Hauptverkehrszeiten wird es einen 60-, sonst einen 120-Minuten-Takt geben. Die Landkreisverwaltung wurde hier auch beauftragt, die konkreten Details in einem weiteren Abstimmungsprozess mit den betroffenen Gemeinden und Nachbarlandkreisen festzulegen. Hierauf hat der Landkreis Dachau keinen Einfluss.
Die umfangreichen Leistungsverbesserungen beim MVV-Busverkehr sollen ab Mitte Dezember 2021 umgesetzt werden, der sog. Autobahnbus „Dasing-Pasing“ sogar bereits ein Jahr früher. Die bestehenden ÖPNV-Buslinien 291, 693 und 736 bleiben zunächst unverändert bestehen. Erst nach einer mehrjährigen Testphase samt Evaluierung der neuen Buslinien kann es zu Angebotsoptimierungen im bisherigen Bestand kommen.
Dass die neuen Linien erst nach einem mehrjährigen Vorlauf in Betrieb gehen können, liegt an den gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Einrichtung neuer Buslinien. Zum einen sollen Änderungen beim Linienangebot nur zu Jahresfahrplanwechseln (also am zweiten Dezemberwochenende eines Jahres) erfolgen. Zum anderen ist vergaberechtlich eine sogenannte “Vorab-Bekanntmachung“ mit den o.g. Eckdaten gefordert, welche - wie der Name sagt - ein Jahr vor einer formellen Ausschreibung erfolgen muss. Erst nach Ablauf dieser Bekanntmachungs-Wartezeit kann die eigentliche Ausschreibung der konkreten Buslinien mit all ihren detaillierten Vorgaben bzgl. Linienführung, Taktung, Fahrzeuganforderungen und sonstigen Auftragnehmerpflichten erfolgen. Die Mitglieder des Kreisausschusses kritisierten diese langen Umsetzungszeiten von mind. zwei Jahren, was Landrat Stefan Löwl wie folgt zusammenfasste: „Für gestaltungsbereite und -willige Kommunalpolitiker sind solche Umsetzungszeiträume schwer zu ertragen, da die Herausforderungen ja heute schon bestehen und eigentlich morgen angegangen werden müssten. Aber an den zwingenden rechtlichen Vorgaben kommen wir leider nicht vorbei.“
Neben diesen „getakteten Buslinien“ soll in einem der nächsten Kreisausschüsse auch ein landkreisweites Bedarfsverkehrskonzept (Ruftaxi-System) beschlossen werden, welches flächendeckend als Zu- und Abbringer zu bzw. von Expressbussen oder S-Bahnstationen fungieren sowie bei Taktlücken und nach Taktende den Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen soll. Die aktuell vorhandenen Insellösungen auf gemeindlicher Ebene, sollen in das System mit MVV-Tarif integriert werden. Die Einführung ist ebenfalls für Dezember 2021 vorgesehen.
Mit diesen Beschlüssen schafft der Landkreis Dachau in seinem Zuständigkeitsbereich mit jährlichen Mehrausgaben in Millionenhöhe eine deutliche Angebotsverbesserung und erhofft sich nach deren Einführung und Erprobung eine signifikante Entlastung beim Individualverkehr.