Jugendkreistag, Konstituierende Sitzung am 16. November 2018 - Die Jugend im Landkreis Dachau hat eine Stimme
54 Schülerinnen und Schüler aus den weiterführenden Schulen und Jugendorganisationen im Landkreis Dachau haben sich am 16. November im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes zur konstituierenden Sitzung des Jugendkreistages getroffen. Dort, wo sonst die Kreisräte über Themen wie das fünfte Landkreisgymnasium diskutieren, nahmen am Freitagvormittag die jugendlichen Gremiumsmitglieder Platz.
Landrat Stefan Löwl begrüßte die Schülerinnen und Schüler und bot ihnen gleich zu Beginn das „Du“ an: „Ihr könnt mich hier unten, wenn ich mit Euch rede, Stefan nennen. Wenn ich aber oben auf dem Rednerpult Platz nehme, dann redet Ihr mich bitte mit „Herr Landrat“ an.“ Das sei eine Anerkennung des Amtes, zudem gehöre auch die Einhaltung von Formalitäten zur Ausübung von Demokratie. Das bedeute auch: Alle Mitglieder ausreden zu lassen, sich bei Wortmeldungen kurz zu fassen und nur themenbezogen zu äußern. Löwl wies die Jugendlichen zudem darauf hin, dass sie hier im Jugendkreistag nicht nur ihre Schule oder ihre Gemeinde vertreten würden, sondern alle Jugendlichen im Landkreis. „Ihr müsst Euch fragen: Was ist das Beste für alle?“ Er appellierte an die in einem demokratischen System notwendige Kompromissbereitschaft.
Thematisch werden sich die Jugendkreisräte überwiegend mit den Zuständigkeiten des Landkreises Dachau beschäftigen. Dennoch sei an den Landkreisgrenzen und dem Ende von Zuständigkeiten nicht Schluss: „Ihr dürft hier alles diskutieren, was Ihr wollt!“, ermunterte Landrat Löwl die Jugendkreisräte. Bei Kreisthemen reiche für eine Beschlussfassung eine einfache Mehrheit. Bei Themen, die Gemeinden, die Bundesländer oder auch den Bund betreffen, versprach der Landrat, die Anregungen und Entscheidungen des Nachwuchsgremiums schriftlich an die entsprechenden Stellen wie den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder oder die Bundeskanzlerin Angela Merkel weiterzuleiten. Dafür sei aber im Dachauer Jugendkreistag eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig.
5000 Euro stehen dem neuen Gremium im Landkreis Dachau jährlich zur freien Verfügung. In welchen Bereichen die Jugendlichen tätig werden wollen, wurde bereits im zweiten Teil der Sitzung deutlich. Denn hier konnten die Jugendkreisräte erste Anträge stellen: Eine Arbeitsgruppe forderte zum Beispiel einen 30-Minuten-Takt auf der S2, eine andere plädierte für günstige Jugend-Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr. Weitere Vorschläge waren die Einrichtung öffentlicher Internet-Hot-Spots, ein Kinderkrankenhaus für den Landkreis sowie die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Landkreisschulen. Am Schluss konnten die Jugendlichen ihr jeweils wichtigstes Thema nennen. Ergebnis: Die meisten Stimmen erhielten die Anträge Zusammenarbeit der Schulen, öffentlicher Personennahverkehr sowie WLAN-Hot-Spots im Landkreis. Diese Punkte werden in der nächsten Jugendkreistagssitzung am 22. Februar 2019 behandelt.
Das Landratsamt Dachau hatte in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring den Jugendkreistag auf den Weg gebracht. Bei der ersten Sitzung unterstützten zwölf Mitglieder des Vereins „Politik zum Anfassen“ aus Hannover die Einführung in die Gremiumsarbeit. In sechs Gruppen erarbeiteten die ebenfalls noch jungen Experten mit den Jugendlichen die notwendigen Hintergründe, zum Beispiel, welche Ebene in Deutschland für welche Themen zuständig ist.
54 Jugendkreisrätinnen und -räte sind nun dabei, vier davon haben wir kurz befragt:
Ipek (13) aus Dachau von der Dr. Josef-Schwalber Realschule:
„Ich habe mich in der Schule gemeldet, als die Lehrerin uns gefragt hat. Denn ich habe selbst ein Anliegen, das ich gerne bei Gelegenheit vorbringen möchte: Bei mir in der Straße fährt kein Schulbus. Deshalb radle ich immer in die Schule. Aber gerade im Winter, wenn es glatt ist oder viel Schnee liegt, habe ich Angst, dass ein Unfall passiert.“
Maxi (14) aus Odelzhausen von der Glonntal Realschule:
„Ich bin bei uns in der Gemeinde Jugendrat und wurde auch bei mir in der Schule nun in den Jugendkreistag gewählt. Mir macht die Arbeit im Jugendrat viel Spaß und kenne mich schon mit dem Ablauf von Sitzungen aus. Ich habe heute keine bestimmten Themen mitgebracht. Ich finde es grundsätzlich super, zusammen mit anderen Jugendlichen arbeiten zu können.“
Ali (15) aus Dachau von der Mittelschule Dachau-Süd:
„Ich bin schon in der SMV meiner Schule sehr aktiv und vierter Schülersprecher. Auch hier sammeln wir Ideen und Kritik und versuchen diese Anregungen umzusetzen. Zudem bin ich regelmäßig auf Jungbürgerveranstaltungen und würde mich gerne darüber hinaus engagieren – im ganzen Landkreis.“
Farshad (16) aus Dachau von der Mittelschule Karlsfeld:
„Ich bin Schülersprecher an meiner Schule sowie Sprecher der Mittelschulen im Landkreis Dachau sowie stellvertretender im Bezirk. Nun wurde ich darauf angesprochen, ob ich hier nicht auch mitmachen möchte und ich wurde zum Glück auch gewählt. Ich bin in Dachau und Karlsfeld sehr gut vernetzt und kann so auch gut Ideen sammeln und im Jugendkreistag vorbringen. Zudem kann ich Ideen aus anderen Landkreisen bei uns einbringen.“