Initiative zur Aufwertung von Waldrändern und Vernetzung von Wäldern findet breite Unterstützung
Auch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) und der die UNB beratende Naturschutzbeirat sind von dem Projekt überzeugt und auch der Umweltausschuss sowie Kreisausschuss des Landkreises haben die Initiative Anfang April 2020 auf Antrag der ÖdP-Kreistagsfraktion befürwortet. Nunmehr wurde mit dem Naturschutzbeirat und dem Initiator eine 2017 durch den Landkreis angelegte und von der UNB als Ausgleich anerkannte Waldrandaufwertung nahe Großinzemoos besichtigt. „Hier waren wir der Initiative schon voraus und haben einen Waldrand und einen Flächenverbund entwickelt, welchem nun Modellcharakter für dieses Projekt zugemessen werden kann“ so Landrat Löwl und „gerade auch Flächen der öffentlichen Hand sind in besonderer Weise geeignet und haben oftmals noch großes Potential für den Aufbau eines Biotopverbundes zwischen Wäldern und der Gestaltung insektenfreundlicher Lebensräume entlang von Waldrändern.“
Die Projektinitiative „Landkreis der Waldränder“ und „Vernetzte Waldsäume“ belege aktuell sehr anschaulich die naturräumliche Bedeutung der Wälder im Landkreis und das große Potential an Waldrand-Lebensräumen und wäre ein weiterer sehr wichtiger Beitrag zum Aufbau eines Biotopverbundes im Landkreis, so Landrat Löwl und Sybille Hein von der UNB gemeinsam bei der Präsentation der Landkreisfläche bei Großinzemoos. Wesentliches Anliegen sind dabei die Aufwertung von Waldrändern und Waldsäumen sowie die Vernetzung von Wäldern durch Schaffen von Verbundkorridoren. Gerade der Lebensraumtyp „Waldrand“ als Übergangszone zwischen Offenland und Wald weist bei einem gestuften Aufbau mit Saumstrukturen, Sträuchern und Laubbäumen eine besonders hohe Artenvielfalt auf. Auch ein großräumigerer Verbund der, für viele Arten zu weit voneinander getrennt liegenden bestehenden Waldflächen, wäre dabei für die Artenwanderung und einen genetischen Austausch von großer Bedeutung und würde zudem zusätzliche Habitate für Insekten schaffen. Zwar handelt es sich beim Landkreis Dachau um einen der waldärmsten Landkreise in Bayern. Eine spezielle naturräumliche Bedeutung der Wälder im Landkreis Dachau liegt aber gerade darin, dass sie ein entsprechend großes Potential an Waldrand-Lebensräumen besitzen und die Zerstreutheit der vorhandenen kleineren Waldflächen mit Vor- und Zurückspringen der Waldränder ursächlich für eine insgesamt relativ große Summe an Waldrandlängen ist. Für eine Vernetzung dieser Waldränder bieten sich insbesondere Bäche, Gräben und Wirtschaftswege mit ihren Randstreifen an, die zum Großteil bereits in öffentlicher Hand liegen. Dort könnten durch einheimische, standorttypische Stauden, Sträucher, Bäume, selten gemähtem Bodenbewuchs und Saumstreifen wichtige Verbund- und Strukturelemente geschaffen werden. Diese können bei einer Beschränkung der Pflege auf ein Mindestmaß für Insekten auch die notwendigen Sommer- und Überwinterungslebensräume bieten.
Nachdem dem Landkreis andere Waldgrundstücke gehören, wird deren Verbesserungspotential noch unter die Lupe genommen werden. Die Initiative sei darüber hinaus aber auch den Gemeinden zur näheren Prüfung zugeleitet worden und die Bürgermeister bereits im Rahmen einer Dienstbesprechung über diese Initiative und die besondere Bedeutung des Aufbaues eines entsprechenden Biotopverbundes im Landkreis informiert worden. „Wir werden hier weiter dranbleiben und den Gemeinden Karten mit möglichen Vernetzungskorridoren zwischen den Wäldern vorlegen, in denen es angesichts der Eigentumsverhältnisse sowie der Lage und Länge der Korridore am ehesten Erfolg versprechend erscheint, Wälder miteinander zu vernetzten,“ so die Absicht Löwls, „denn im Sinne der heimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie der Biodiversität wäre es enorm wichtig, wenn es flächendeckend gelänge, die Waldränder aufzuwerten und Verbindungskorridore zwischen Wäldern z.B. entlang von Bächen, Gräben und Wegen aufzubauen.“ Neben den kommunalen Grundstückseigentümern könnten sich aber auch private sowie institutionelle und kirchliche Waldbesitzer mit geeigneten Flächen einbringen, sich über die bestehenden Möglichkeiten – auch bezüglich einer Förderung - beraten lassen und einen Beitrag zu einem landkreisweiten Biotopverbund leisten.
Lisa Schubert von der Forstdienststelle Markt Indersdorf erläuterte vor Ort, wie auf der dem Wald vorgelagerten Fläche in Abstimmung mit UNB und Tiefbauverwaltung ein artenreicher Waldsaum mit vielfältigen Baum- und Straucharten, blütenreichen Offenflächen und vielfältigen Arten und Strukturen geplant und aufgebaut worden ist. „Dieser entspreche bereits den wesentlichen Kriterien der Initiative,“ so Schubert. Gesunde und stabile Waldränder seien aber nicht nur für Kommunalwälder, sondern auch für Privatwälder bedeutsam und deshalb auch ein wichtiger Bestandteil der Beratung der Waldbesitzer durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Hierfür gebe es auch entsprechende Fördermöglichkeiten für eine artenreiche Waldrandgestaltung. Leonhard Mösl, Vorsitzender der Waldbauernvereinigung, unterstreicht die Bedeutung der Beratungsangebote für die Waldbauern. Hier werde bereits einiges unternommen und die Waldbauern stehen den fachlichen Beratungen grundsätzlich auch sehr positiv gegenüber, denn gerade ein stabiler Waldrand sei eine wichtige Lebensversicherung für den Wald. Sybille Hein von der UNB zeigt den Mitgliedern des Naturschutzbeirats darüber hinaus auf, dass aufgrund der vorausschauenden Akquise des Landkreises in den letzten Jahren in diesem Bereich rd. 8 ha Flächen erworben und ökologisch aufgewertet werden konnten. Dadurch konnte ein großflächiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen als Ausgleich für Baumaßnahmen des Landkreises geschaffen werden. Ideal dabei so Hein, sei nun auch der dadurch erreichte Verbund zwischen dem neu aufgewerteten Waldrand des Landkreises bei Großinzemoos und den nordwestlich gelegenen Waldstücken bei Frauenhofen und der dadurch ermöglichte Austausch zwischen verschiedenen Arten. Auch Otto Mayrhofer war angetan, was hier auf Landkreisgrundstücken bereits vorbildhaft umgesetzt worden ist und setzt darauf, dass dies noch auf vielen anderen Waldflächen und in vielen Gemeinden gelingt und damit wichtige Mosaiksteine für einen Biotopverbund zugunsten der heimischen Arten gelegt werden können.