Gemeinsame Arbeit für eine erfolgreiche Ausbildung: Werkstatt-Treffen der Landkreis-Experten
Der dringende Unterstützungsbedarf bei Ausbildungsabbrüchen von Auszubildenden vor allem mit Migrationshintergrund wurde von mehreren Stellen immer wieder an das Landratsamt herangetragen. Es herrscht dringender Handlungsbedarf. Erster Schritt war nun das Werkstatt-Treffen. Aferdita Pfeifer, Integrationsbeauftragte des Landkreises, und Jasmin Lipp, Bildungskoordination für Neuzugewanderte, luden dazu die wichtigsten Akteure im Bereich Ausbildung ein: Jobcenter, Berufsschule, vhs Dachau und vhs Dachau Land, Jugendamt, Internationaler Bund (IB), Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz), Helferkreise, Wirtschaftsförderung des Landkreises, Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement, Stadt Dachau, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Landratsamt Dachau sowie Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer (IHK).
Zunächst legten Referenten der beiden Kammern, Hansjörg Brunhuber, Integrationsberater der IHK, und Sven Jasper, Fachberater für Berufsausbildung bei der HWK, die Situation dar.
Laut der Statistik der IHK für München und Oberbayern lösten bis Ende 2017 in München und Oberbayern 362 von insgesamt 2339 IHK-Auszubildenden aus fluchtwahrscheinlichen Ländern ihren Ausbildungsvertrag auf. Bayernweit liegt die Quote bei 25 Prozent. Bei den Lösungsquoten muss man jedoch beachten, dass eine Vertragslösung nicht unbedingt einen Abbruch der Berufsausbildung bedeutet: Die Statistik erfasst auch Vertragslösungen, die mit Betriebs- oder Berufswechsel innerhalb des dualen Systems einhergehen. Im Landkreis Dachau waren 51 Lehrverträge von IHK-Auszubildenden aus sogenannten fluchtwahrscheinlichen Ländern zum 31. Dezember 2017 registriert.
Bei der Handwerkskammer standen bis 30. Juni 2018 insgesamt 639 Lehrlinge in 295 Dachauer Handwerksbetrieben in einem aktiven Ausbildungsverhältnis. Davon sind 32 Azubis aus sogenannten Flüchtlingsstaaten und 37 Personen aus dem übrigen Ausland. Mit als Hauptursache bei den Abbrüchen sieht der HWK-Experte Sven Jasper die fehlende Ausbildungsreife: Oft seien die schulischen Grundkompetenzen vor allem in Mathematik sowie die Deutschkenntnisse unzureichend. Aber auch der Wunsch, Geld zu verdienen, spiele dabei eine Rolle.
Peter Barth, Helferkreis-Sprecher, legte die Ergebnisse der Erhebungen der Helferkreise dar: Derzeit sind 138 Asylbewerber in Ausbildung. In den letzten drei Jahren haben 23 Personen ihre Lehre vorzeitig beendet. Zehn haben sie inzwischen erfolgreich abgeschlossen.
Nach den Vorträgen erzielten die Experten gemeinsam erste Lösungsvorschläge. Es soll ein Konzept erarbeitet werden, das gegen das Problem der fehlenden Grundkenntnisse bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund angeht. Im Oktober soll dazu erneut ein Treffen mit den Bildungsträgern und den betroffenen Schulen stattfinden. Des Weiteren sind ein Bildungspass sowie eine umfassende Datenbank angedacht.