Fünf Jahre Partnerschaft mit dem Landkreis Oświęcim / Auschwitz
Am Unterzeichnungstag versammelten sich die Kreisrätinnen und Kreisräte beider Landkreise, die Landräte Stefan Löwl und Zbigniew Starzec gemeinsam mit Max Mannheimer im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Dachau, um den Partnerschaftsvertrag feierlich zu unterzeichnen. Max Mannheimer, Überlebender des Vernichtungslagers Auschwitz Birkenau und des Konzentrationslagers Dachau, erinnerte uns daran, welch große Verantwortung diese Partnerschaft in sich trägt, denn „Oświęcim ist nicht irgendeine Stadt in Polen, sondern ein Ort größter deutscher Schuld in der Menschheitsgeschichte“. Umso mehr waren wir der ausgestreckten Hand unserer polnischen Kollegen dankbar, die sich mit uns gemeinsam im Bewusstsein der Geschichte für eine gute demokratische, europäische Zukunft einsetzen wollen.
Es folgten viele Besuche zu den Gedenktagen, heuer zum 75. Jahrestag der Befreiung in Auschwitz (in Dachau wurden die Feierlichkeiten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt) mit Kranzniederlegungen, die mehr waren als nur Symbole und Gesten, sondern Zeichen tiefer Scham und Verbeugung vor den Opfern. Und es gab das überschäumende Leben bei Begegnungen auf dem Dachauer Volksfest und beim Life Festival Oświęcim mit den herausragenden internationalen Stars wie Queen, Elton John und Santana sowie den fantastischen Auftritten der Dachauer Bands Owing To The Rain (2016), Kandinsky (2017) und der Bigband Dachau (2018).
Die Erstellung der Wandmalereien „Peace Unites“ in Oświęcim und hier bei uns schaffte eine intensive Verbindung zwischen den Jugendlichen, die diese Wände gestalteten. Max Mannheimer lächelt von der Wand der Greta Fischer Schule, als möchte er sagen, so muss deutsch-polnische Freundschaft im gemeinsamen Europa aussehen: junge Menschen, die sich für den Frieden gegen rechten Hass und Hetze engagieren.
Die Deutsch-Polnischen Kulturtage waren Highlights, die vor allem auch unseren polnischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Gedächtnis bleiben werden. Ihre großartigen polnischen Künstler hier bei uns erleben zu können, war für alle ein unvergesslicher Gewinn.
Nach den polnischen Kommunalwahlen im Herbst 2018, in denen Marcin Niedziela der neue Landrat wurde, ist die Zusammenarbeit noch intensiver geworden. Gemeinsam mit dem Partnerlandkreis haben wir zur Europawahl 2019 einen Wettbewerb für Jugendliche „Mein Europa“ veranstaltet, an dem sich viele Schulen in unserem Landkreis beteiligten und 66 kreative Meisterwerke entstanden sind.
Im Jahre 2019 feierte der Landkreis Oświęcim 20 Jahre Gebietsreform in Polen. Auch die Delegation aus unserem Landkreis war dabei. Als Anerkennung für die sich immer weiter vertiefende Partnerschaft und Freundschaft überreichte Landrat Marcin Niedziela uns eine Verdienstmedaille.
Zwischen dem Max Mannheimer Studienzentrum und der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim, den wichtigen Bildungseinrichtungen unserer beider Landkreise, wurden die ersten Kontakte angeknüpft und die Pläne für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Zukunft geschmiedet.
Die kommenden Jahre sollen nun dazu dienen, möglichst viele Kontakte zwischen den Bürgerinnen und Bürgern beider Landkreise herzustellen, denn wie sagte es der polnische Generalkonsul Andrzej Osiak bei den Kulturtagen: „Eine Partnerschaft lebt von den Menschen“. Gerade in Zeiten, wo über die Medien oft ein sehr einseitiges Bild von Polen gezeichnet wird, ist es wichtig, in persönlichen Begegnungen die andere liberale Seite kennenzulernen. Deswegen laden wir alle Einzelpersonen, Vereine und Interessierte zur aktiven Mitgestaltung unserer Partnerschaft ein. Vielleicht haben Sie Ideen für deutsch-polnische Projekte? Oder suchen Sie für den Austausch polnische Vereine? Der Landkreis Oświęcim hat in vielen Bereichen, wie z. B. Sport (Eishockey, Schwimmen), Musik (Musikschule, mehrere Chöre, Orchester, Bands), Brauchtum (Folkloregruppen), Bildungsarbeit (Internationale Jugendbegegnungsstätte und Zentrum für Dialog und Gebet) und viele mehr, einiges zu bieten.
Demokratischer Dialog im direkten Kontakt bringt unsere Völker einander näher. Max Mannheimer, der große Befürworter unserer Partnerschaft, hat gesagt: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht“. In diesem Geiste wollen wir unsere Partnerschaft fortsetzen, so das Resümee der Partnerschaftsbeauftragten Marese Hoffmann.