Dachauer Delegation zum 75. Befreiungstag in Auschwitz
Neben dem Gedenken und Erinnern standen die bewegenden Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr auch unter dem Zeichen des gemeinsamen „Nie wieder!“ und der Sorge vieler Überlebender sowie Gäste wegen dem Erstarken von Hass, Nationalismus, Antisemitismus und Menschenverachtung in vielen Ländern der Welt. Vor dem Hintergrund der schrecklichen Verbrechen und deutschen Verantwortung ist die Einladung der Gäste aus Dachau ein beeindruckendes Zeichen der deutsch-polnischen Versöhnung, des europäischen Gedankens und der intensiv gepflegten Freundschaft zwischen den beiden Landkreisen. Angenehm auffallend war in diesem Jahr die fehlende, öffentliche Präsenz von nationalistischen Gruppierungen bei den Feierlichkeiten. Waren vor einem Jahr noch Neonazigruppen mit Fahnen deutlich sichtbar, fanden die Feierlichkeiten dieses Jahr ohne negativer Einflüsse und äußerst würdig statt. Insbesondere die 200 anwesenden KZ-Überlebenden legten emotional Zeugnis ab und verwiesen auf die globale Verantwortung für das Erinnern und dem entschlossenen Entgegentreten gegenüber jeglichen Ausgrenzungen, Diskriminierungen und Verfolgung. Landrat Stefan Löwl bedankte sich beim anschließenden Abendessen bei den polnischen Partnern für die Einladung: „Ein solcher Tag ist mit seinen Eindrücken und Kontakten emotional sehr belastend, gemeinsam mit den guten Freunden hier in Polen aber deutlich besser ertragbar.“
Die stellvertretende Bürgermeisterin von Dachau Gertrud Schmidt-Podolsky: „Das gemeinsame Erinnern ist ebenso wie das geschlossene Eintreten für das „Nie wieder!“ Verpflichtung aller politischen Ebenen und auch der Kommunen. Alle Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung beginnen vor Ort. Worte alleine reichen hier nicht, es Bedarf sichtbarer Zeichen, gemeinsamer Taten und persönlichem Eintreten.“
Im Rahmen eines Arbeitsgesprächs wurden außerdem die kommenden Termine und gemeinsame Themen besprochen. Zur Feier der 30-jährigen Künstlerkontakte zwischen Dachau und Oświęcim sowie der fünfjährigen Landkreispartnerschaft wird Ende April eine polnische Delegation nach Dachau reisen. Der Landkreis Oświęcim plant außerdem, eine Klimaschutzinitiative zu starten; zum einen in Bezug auf die eigenen Liegenschaften, aber auch mit Richtung auf die - in Polen als „Kohleland“ noch recht dürftige – Nutzung von erneuerbaren Energien sowie Informations- und Förderangeboten für die Bevölkerung. Landrat Stefan Löwl und Vizelandrat Paweł Kobielusz vereinbarten hierzu einen Informationsaustausch zwischen den Landkreisverwaltungen zu den vielfältigen Projekten des Landkreises Dachau im Bereich des Klimaschutzes sowie die Besichtigung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien im Rahmen des nächsten Besuchs. „Gerade die Versorgung unserer eigenen Liegenschaften mit regenerativen Energien ist eines unserer wichtigsten Ziele in den kommenden Jahren,“ stellt Vizelandrat Paweł Kobielusz klar. Die Dachauer Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann erklärte hierzu: „Nicht nur die Geschichte verbindet unsere Landkreise, sondern auch der Wille, gemeinsam Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.“