Arbeitsbesuch im Partnerlandkreis Oświęcim/Auschwitz
„Auch wenn wir gerade in der letzten Zeit aufgrund der Ukrainekrise immer wieder digital in Kontakt standen, war ein persönliches Treffen und Kennenlernen, zuerst wegen der Pandemie und danach aufgrund der hohen Arbeits- und Terminbelastung durch die Folgen des Ukrainekriegs, bisher nicht möglich. Der schreckliche Angriffskrieg auf die Ukraine hat auch unsere Pläne für eine größere Mandatsträgerreise im Rahmen der Landkreispartnerschaft durcheinandergebracht.“ Auf dem Programm des Besuchs stand u. a. ein intensives Arbeitstreffen im Oświęcimer Landratsamt mit Landrat Skrzypiński, stv. Landrat Paweł Kobielusz, beiden Partnerschaftsbeauftragten Leszek Szuster und Wojciech Kajdas sowie den Mitgliedern des Landkreispräsidiums. „Immer wieder stellen wir fest, dass uns die gleichen Themen beschäftigen“, sagt Dr. Bernadetta Czech-Sailer vom Büro des Landrats, welche ebenfalls an dem Besuch teilnahm. „Das Hauptthema war diesmal natürlich der russische Angriffskrieg und die Situation der Geflüchteten in beiden Landkreisen. Aber wir haben uns auch über andere Themen, wie etwa den Klima- und Umweltschutz sowie die nötige Energiewende, soziale Fragen und den Fachkräftemangel sowie den Jugendaustausch unterhalten.“
Dem Jugendaustausch war auch ein weiterer Programmpunkt des Besuchs gewidmet: das Treffen in der Fachoberschule in Kęty, deren Schülerinnen und Schüler jedes Jahr an der Internationalen Jugendbegegnung in Dachau teilnehmen. Es ist ein gemeinsames Projekt in Rahmen der Landkreispartnerschaft geworden: die Reisekosten der Teilnehmenden übernimmt das Landratsamt Oświęcim, den Aufenthalt der polnischen Jugendlichen das Landratsamt Dachau. Die Dachauer Delegation hat die diesjährigen Teilnehmer:innen kennengelernt und sich bei der Schulleiterin für die mehrjährige Zusammenarbeit bedankt.
Landrat Stefan Löwl und Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann zeigten sich besonders beindruckt vom Engagement der Stiftung „Gotowi do działania“ (Bereit zum Handeln), einer Organisation, die sich unter Leitung von der Frau Katarzyna Florczak aktiv für die ukrainischen Flüchtlinge einsetzt, nicht nur in Polen sondern auch durch direkte Kontakte in der Ukraine. Im Rahmen der Partnerschaft flossen bereits 12.000€ an Spenden aus dem Landkreis Dachau in dieses Projekt. Die Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann berichtet: „Katarzyna brennt für die Aufgabe, in der Ukraine den Menschen zu helfen. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass Lebensmittel und Medikamente in die Kriegsgebiete kommen, mit präziser Logistik plant sie Transporte mit Hilfsgütern, jeder gespendete Cent wird strategisch dort eingesetzt, wo die Not am größten ist“. Frau Florczak erzählte den Gästen, dass ihr aktuell der drastische Rückgang der Spendenbereitschaft (bis zu 90%) im Gegensatz zu den immer brutaleren Folgen der Kampfhandlungen große Sorgen macht. „Hier bei uns in Polen oder bei euch in Deutschland sind die ukrainischen Kriegsflüchtlinge sicher und vergleichsweise gut untergebracht und haben, was sie zum Leben brauchen. In den Kampfgebieten in der Ukraine verhungern und verdursten die Menschen jedoch in den Trümmern ihrer Häuser und Städte und wer nur leicht verwundet oder krank ist, ist vom Tod bedroht, denn es gibt keine oder wenige Medikamente und medizinische Versorgung,“ berichtete sie den Tränen nah. Marese Hoffmann appelliert: „Die Begegnung mit dieser bewundernswerten Frau hat sich mir tief eingebrannt, wir müssen weiterhin helfen!!!“.
Die Dachauer haben außerdem die Gelegenheit genutzt, sich mit Joanna Klęczar-Deodat, der neuen Leiterin der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim, zu treffen. Landrat Löwl beglückwünschte sie zur Wahl und äußerte im Rahmen eines gemeinsamen Mittagessens die Hoffnung auf die Verwirklichung weiterer interessanter Projekte.
Außerdem stand der Besuch des erst im April 2022 eröffneten Museums des Gedenkens an die Einwohner des Landes Oświęcim auf dem Programm. Mit hochmodernen multimedialen Mitteln wird gezeigt, wie die Bevölkerung, welche im Schatten des Konzentrationslagers lebte, den Auschwitz-Häftlingen Hilfe geleistet hat. Über 700 stille Helfer:innen sind bereits dokumentiert, viele von ihnen haben dabei ihr Leben riskiert.
Zum Abschluss des kurzen, aber sehr arbeitsintensiven Aufenthaltes in Polen besuchten Landrat Stefan Löwl, Marese Hoffmann und Dr. Bernadetta Czech-Sailer gemeinsam mit den polnischen Partnern noch das vom Landkreis Oświęcim organisierte Benefizkonzerts zugunsten der Ukrainehilfe und unterstützen dabei persönlich natürlich auch die Spendensammlung.