Dringender Appell der Dachauer Koordinierungsgruppe Pandemie. „Lassen Sie sich impfen“
Die Corona-Situation im Landkreis Dachau ist - wie in ganz Bayern - dramatisch. Die Koordinierungsgruppe Pandemie tagte am Mittwoch, den 10.11.2021 und zeigte ein besorgniserregendes Lagebild: Die vielen, meist ungeimpften Corona- Patienten in den Krankenhäusern der Region haben vielfältige Auswirkungen. Unfallopfer oder medizinische Notfälle müssen aktuell schon deutlich länger auf einen Rettungswagen oder Notarzt warten, Stationen in den Krankenhäusern sind überbelegt und in allen Bereichen, vom Gesundheitsamt, über die ambulante und stationäre Pflege, die Arztpraxen bis hin zum Krankenhaus und Rettungsdienst bei einer Unterbesetzung des – nun schon seit über 1½-Jahren überlasteten Personals.
Die Koordinierungsgruppe Pandemie besteht aus Vertreter:innen des Gesundheitsamtes, der niedergelassenen Ärzteschaft sowie aus Praxen, dem Versorgungsarzt und aus dem Helios Amper-Klinikum, vom Rettungsdienst, den Impfzentren und Apotheken sowie der Polizei, des Schulamts und aus Alten- und Behinderteneinrichtungen.
„Im Vergleich zur ersten Welle gibt es jetzt einen großen Unterschied: Das alltägliche Leben findet ganz normal statt, das bedeutet wieder mehr Autounfälle, Arbeitsunfälle und Sportverletzungen. Aber aktuell ist jeder neunte Patient im Krankenhaus ein Corona-Patient – und diese Patienten müssen ebenfalls versorgt werden“, erklärt Alexander von Freyburg, Pandemiebeauftragter Arzt und Leitender Oberarzt der Notaufnahme am Helios Amper-Klinikum Dachau.
„Es sind auch geimpfte Personen stationär im Krankenhaus; aber es ist festzustellen, dass bei diesen Patienten die Impfung häufig länger als sechs Monate zurückliegt und zudem oft erhebliche Vorerkrankungen vorliegen.“ erklärt Dr Monika Baumgartner Schneider Leiterin des Gesundheitsamtes.
Das Corona Virus ist weiter unter uns
Vor diesem Lagebild appellieren alle Mitglieder der Koordinierungsgruppe an die Bürger:innen im Landkreis, sich impfen zu lassen. Es geht nicht nur um den persönlichen Schutz und die persönlichen Freiheiten, die der Status „2G“ ermöglicht, es geht auch um die Verantwortung gegenüber andere und der Gesellschaft insgesamt: Für Kinder unter 12 Jahren ist der Impfstoff noch nicht freigeben. Gerade die Schüler:innen im Landkreis halten sich aber sehr vorbildlich an die AHA-Regel sowie die nach den Ferien wieder geltende Maskenpflicht – Übertragung innerhalb der Klassen gibt es sehr selten und bei über 15.000 getesteten Schulkindern in der Woche nach den Ferien wurden gerade einmal bei 38 Kindern eine Coronainfektion festgestellt.
Das Landratsamt Dachau und alle lokalen Experten bittet daher alle Bürger:innen um eine konsequente sowie disziplinierte Einhaltung der geltenden Regelungen und auch darum, eine Teilnahme an Veranstaltungen gut abzuwägen. Das Coronavirus ist trotz Impfungen und Tests nach wie vor immer mit dabei, wenn sich Menschen treffen – und hat bei ungeimpften bzw. ungeschützten Personen dann eben ggf. auch eine gravierende Auswirkung.
Erste Maßnahmen umgesetzt
In einem ersten Schritt hat das Landratsamt Dachau gemeinsam mit den beiden Betreibern der Impfzentren die Kapazität der Impftermine erhöht. Bis Anfang Dezember 2021 werden die aktuell 1.000 Impfangebote pro Woche auf bis zu 3.000 Impfungen/Woche verdreifacht und auch die niedergelassenen Ärzte bzw. Praxen wollen die Impfkampagne von 1.000 Impfungen pro Woche auf über 2.000 Impfangebote/Woche mehr als verdoppeln. Um die Impfangebote zu koordinieren und längere Wartezeiten zu vermeiden, ist die Terminvergabe wieder über BayIMCO (https://impfzentren.bayern/) geregelt. Eine Zuordnung nach Wohnort ist nicht mehr vorgesehen. Grundsätzlich können alle Impfungen, also Erst-, Zweit- und Drittimpfungen durchgeführt werden und es stehen im Regelfall auch alle zugelassenen Impfstoffe zur Verfügung.
Bei Auffrischungsimpfungen ist jedoch dringen zu beachten, dass aktuell die Dritt-/Boosterimpfung frühestens 6 Monate nach der 2. Impfung erfolgen kann. Personen, die vorher zur Impfung kommen, müssen leider abgewiesen und auf einen späteren Termin verwiesen werden. Das Gesundheitsamt bittet, hier keine Termine für andere zu blockieren. „Wir werden keine Impfungen vorziehen und es gibt auch eine klare Anweisung, keine Ausnahmen zu machen,“ stellt der für die Impfkampagne fachlich zuständig Versorgungsarzt Dr. Günzel klar.
Auch das Testen ist ab sofort neu geregelt und einfacher. Nach wie vor werden im Impfzentrum in Markt Indersdorf kostenlose Testungen nur mit Bescheinigung bzw. medizinischer Indikation durchgeführt. Allerdings können nun bei Kontaktpersonen grundsätzlich alle mit im Haushalt lebenden Personen gleich mitgetestet werden. Im Fall eines positiven Schnelltest an einer Schule, kann nicht nur das Schulkind, sondern gleich der ganze Haushalt (Eltern, Geschwister) kostenlos mitgetestet werden.
Außerdem hat der Bund die Testverordnung dahingehend geändert, dass ab sofort wieder „Bürgertests“ kostenlos und ohne Anlass möglich sind. Dies betrifft die Testangebote bei Apotheken, Drogerien oder privaten Teststellen. Informationen zu den Teststellen mit Öffnungszeiten, Terminvergaben und Adressen sind im Internet zu finden: https://www.landratsamt-dachau.de/coronatest.
Seit Donnerstag führt das Landratsamt zusammen mit der Polizei systematische Kontrollen zur Einhaltung der Corona Schutzmaßnahmen durch. Schwerpunkt sind die geltenden Zugangsbeschränkungen durch. Bei 14 Kontrollen durch das Landratsamt Dachau wurden am Freitag in 50% der Fälle einzelne Verstöße bzw. Mängel festgestellt. Die Polizeiinspektion Dachau war am Samstag mit 5 zusätzlichen Streifen im Landkreis unterwegs. Dabei wurden nur vereinzelte Mängel bei der Umsetzung der Hygienekonzepte festgestellt. Seitens der kontrollierten Personen war das Verständnis für die Maßnahmen vorhanden, die Zusammenarbeit mit den Betreibern und Veranstaltern erfolgte in allen Fällen problemlos. Einige gaben zudem an, bereits häufiger vom Ordnungs- und Gesundheitsamt kontrolliert worden zu sein. Polizeichef Thomas Rauscher zeigte sich mit den Ergebnissen vom Wochenende sehr zufrieden, denn die Vorgaben werden weitestgehend eingehalten.