Aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie im Landkreis Dachau am 18.11.2020
Das Bayerische Verwaltungsgericht hat einen Antrag im Eilverfahren gegen die Allgemeinverfügung des Landratsamts Dachau zur Maskenpflicht im Bereich der Münchner Straße in Dachau abgelehnt. Die Allgemeinverfügung wurde am 31. Oktober 2020 als Reaktion auf die (damals neue) 8. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 sowie wegen stark steigender Fallzahlen im Landkreis erlassen.
Die Koordinierungsgruppe Pandemie – ein gesetzlich vorgesehenes Beratungsgremium, welches das Landratsamt bei allen Fragen der Pandemiebekämpfung mit fachlichen Einschätzungen unterstützt und auch eine koordinierende Funktion aller lokalen Akteure hat – traf sich heute (18.11.2020) erneut im Landratsamt Dachau, um die aktuellen Entwicklungen zu diskutieren, die in den letzten Wochen umgesetzten Maßnahmen zu bewerten und grundlegende Themen sowie einzelne Fragestellungen zu diskutieren.
Neben der Analyse der Entwicklungen in den letzten drei Wochen im Landkreis Dachau sowie in der Region, lag das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung des Ansteckungs-/Infektionsgeschehens. Das Niveau der Infektionen ist stabil. Die Maßnahmen des „Lockdown light“ greifen aus Sicht der Experten. Allerdings können nach wie vor viele Infektionsketten nicht nachvollzogen werden, da bei vielen Infektionsfällen nicht eindeutig geklärt werden kann, wo bzw. wie es zur Infektion gekommen ist. Ein eindeutiger Schwerpunkt liegt jedoch im privaten Bereich. Im öffentlich sichtbaren, kontrollierten Bereich funktionieren die ergriffenen Maßnahmen sehr gut. Alle Mitglieder der Koordinierungsgruppe sehen jedoch im privaten Umfeld eine deutlich geringere Akzeptanz und Einhaltung der Beschränkungen. „Die Regelungen wären wohl ausreichend, allerdings müssten Sie eben auch im privaten Umfeld konsequent beachtet werden,“ fasst Landrat Löwl die Diskussion an dieser Stelle zusammen und appelliert an die Bevölkerung: „Wir fordern alle auf, sich auch im privaten Bereich an die geltenden Regeln zu halten. Nur so kann der Anstieg der Infektionsraten nicht nur gestoppt, sondern auch reduziert werden.“
An den Schulen im Landkreis ist eindeutig feststellbar, dass Infektionen von Schülerinnen und Schüler ausschließlich im privaten Bereich geschehen. Die Analyse der letzten Wochen hat gezeigt, dass es in den Klassen immer nur noch einen positiv getesteten Fall gab. Da also nie zwei Indexpatienten gleichzeitig in einer Klasse waren, kann es auch zu keiner Übertragung im Klassenrahmen gekommen sein. Daraus lässt sich eindeutig ableiten, dass die Schutzmaßnahmen in den Schulen greifen. Die Einführung der Maskenpflicht ist aus Sicht der Experten deshalb absolut notwendig. Außerdem ist es bei einer aufgetretenen Infektion weiterhin unumgänglich, dass die ganze Klasse als direkte Kontaktpersonen (sog. KP1) eingestuft wird und in Quarantäne muss. Das Gesundheitsamt hat hier insoweit keinen Ermessensspielraum.
Sorgen bereiten insbesondere den ärztlichen Vertretern die immer höher werdende Auslastung der medizinischen Versorgungseinrichtungen. Dies betrifft sowohl die niedergelassenen Ärzte und Praxen, wie auch das Klinikum. „Wir haben den exponentiellen Anstieg der Infektionsraten in den letzten Tagen zwar brechen können, haben aber weiterhin einen linearen Anstieg zu verzeichnen. Da Corona-Patienten im Regelfall mindestens 3-4 Wochen im Klinikum liegen, werden die freien Ressourcen spürbar weniger,“ sagt Dr. Alexander von Freyburg, leitender Oberarzt der Notaufnahme am Helios-Amper-Klinikum. In anderen Regionen ist die Lage bereits kritisch und es sind schon mehrfach Patienten aus anderen Kliniken, beispielsweise vom stark ausgelasteten Zentralklinikum Augsburg, nach Dachau verlegt worden, um dort für Entlastung zu sorgen. Diese Einschätzung bestätigen auch die beiden Vertreter des ärztlichen Kreisverbands.
Am heutigen Mittwoch, den 18.11.2020 (Stand 16.30 Uhr) wurden 61 Neuinfektionen im Landkreis gemeldet. Insgesamt sind es somit 2.657 Indexfälle, 2.157 davon gelten bereits als genesen, 443 Personen gelten aktuell als infiziert. Zudem befinden sich derzeit 1.223 Kontaktpersonen der Kategorie 1 (KP1) in häuslicher Quarantäne, die Zahl der Verstorbenen bleibt bei 57. Der 7-Tage-Inzidenzwert beträgt nach Berechnungen des Gesundheitsamts 214,33.