Aktuelle Corona-Entwicklung - 23.10.2020
Die Corona-Lage ist weiterhin sehr dynamisch und äußerst angespannt, ca. 1/3 der Infektionen können nicht mehr nachvollzogen werden und das Infektionsgeschehen ist weiterhin äußerst diffus. Trotz der Maßnahme-Verschärfungen vom letzten Wochenende stieg die Zahl der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Personen im Landkreis Dachau stark an. Aktuell liegt die sog. 7-Tage Inzidenz bei einem Wert von über 80. Das LGL gib aktuell sogar einen Inzidenzwert von 92,32 an, welcher nach Einschätzung des Gesundheitsamts jedoch auf einer verzögerten Bearbeitung der Meldungen zurückzuführen ist.
Eine Auswertung nach dem Expositionsort bei den Neuinfektionen in den letzten Tagen zeigt nachstehende Infektionswege:
- 8 Ansteckungen erfolgten am Arbeitsplatz
- 4 Ansteckungen in einem Sprachkurs
- 46 Ansteckungen im gleichen Haushalt
- 4 Ansteckungen durch familiäre Besuche
- 6 Ansteckungen bei 3 verschiedene privaten Feiern
- 4 Ansteckungen bei sonstigen privaten Kontakten
- 5 Ansteckungen in Schulen (1 Ansteckung im Sportunterricht, 4 Ansteckungen innerhalb der jeweiligen Klasse; allerdings noch ohne Maskenpflicht am Platz)
- 1 Ansteckung in einer Kita (Indexfall kommt aus einem anderen Landkreis)
- 1 Ansteckung in einem Krankenhaus (Krankenhaus in anderem Landkreis; nicht Amper Kliniken)
- 11 Ansteckungen bei Reiserückkehrer (Rumänien, Kosovo, Bosnien, Italien, USA, Spanien, Albanien)
- 42 Ansteckungen sind nicht ermittelbar
- 22 Fälle (von heute) sind noch in Bearbeitung
Die Altersverteilung zeigt, dass ca. 15% der Neuinfektionen bei Personen unter 18 Jahre festgestellt wurden. Insgesamt sind aktuell im Landkreis Menschen im Alter von einem Jahr und drei Monaten bis hin zu 87 Jahren betroffen.
Der Gesundheitszustand der meisten infizierten Personen ist derzeit glücklicherweise größtenteils gut, oft sogar asymptomatisch. Es gibt allerdings auch immer wieder schwerere Verläufe, insb. wenn die betroffenen Personen einer der bekannten Risikogruppen angehören.
Die seit letzten Montag, 19.10.2020, auch im Landkreis geltende Maskenpflicht für Grundschüler am Platz hat, insbesondere nach der spontanen Aufhebung dieser durch Oberbürgermeister Dieter Reiter für die Grundschulen in der Landeshauptstadt München, auch im Landkreis zu heftigen Reaktionen von besorgten Eltern geführt. Zahlreiche Eltern forderten eine sofortige Aufhebung der Maskenpflicht auch an den Grundschulen in Dachau. Die Frage einer möglichen Aufhebung wurde vom Landratsamt bereits am vergangenen Wochen intensiv geprüft und mit den medizinischen Experten beraten. Aufgrund der ständig steigenden Infektionszahlen sowie von – erstmals seit den Sommerferien – nachgewiesenen Infektionsketten innerhalb von Schulen, lagen und liegen die rechtlich normierten Ausnahmetatbestände im Landkreis aber nicht vor. Auch gab es eine „Gegenbewegung“ seitens der Elternschaft, welche sich vehement für die Beibehaltung des Präsenzunterrichts aussprach. Viele Eltern und auch die Rückmeldung aus den Schulen zeigt, dass die Maske zwar unangenehm und störend ist, an allen Schulen aber diszipliniert und konsequent getragen wird und – bei richtiger Anwendung und entsprechendem Verhalten – auch keine gesundheitlichen Schäden zu befürchten sind.
Dies bestätigten auch die von Landrat Stefan Löwl am Freitag, 23.10.2020, zu einem Gespräch mit besorgten Eltern der neugegründeten „Elternbewegung Monte Dachau“ eingeladenen ärztlichen Experten. Darunter befanden sich neben der Leiterin des Dachauer Gesundheitsamts Frau Dr. Baumgartner-Schneider und den beiden Sachgebietsleiterinnen „Infektionsschutz“ Frau Dr. Zweimüller und Frau Dr. Königer auch der Versorgungsarzt Herr Dr. Günzel sowie die niedergelassenen Ärzte und Mitglieder der Koordinierungsgruppe Pandemie Herr Dr. Herf und Herr Dr. William sowie der Krankenhaushygieniker Herr Dr. Freiburg. Dabei wurden generelle Fragen wir die Tauglichkeit der Masken ebenso angesprochen, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Maskenpflicht auf einige Kinder im Landkreis. In dem konstruktiven 90-Minuten-Gespräch baten die Eltern wiederholt um medizinische Einschätzungen und wiesen auf zahlreiche Einzelvorkommnisse an Schulen hin. Die Eltern baten Landrat Löwl, Ihre Anliegen und Fragen auch an die übergeordneten Stellen und Ministerien weiterzuleiten.
Alle lokalen Experten sehen vor dem Hintergrund der aktuellen Inzidenzzahlen sowie der bekannten Infektionsketten und betroffenen Schulen aktuell keinen Raum, eine Ausnahme der allgemeinen Maskenpflicht im Unterricht am Platz gem. der 7. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (7. BayIfSMV) zu befürworten. Die aktuellen Erfahrungen an den Schulen zeigen vielmehr, dass die Zahlen für andere, typische Herbsterkrankungen wie Schnupfen und Erkältungen aktuell deutlich niedriger liegen. Dies wird u.a. auch auf die seit Schulbeginn geltende allgemeine Maskenpflicht zurückgeführt und zeigt die generelle Wirksamkeit der Maßnahme.
Das Landratsamt erwartet am Wochenende auch noch konkretisierende Vorgaben bezüglich der Maskenpflicht an Schulen und beobachtet natürlich weiterhin die Entwicklung.
Aufgrund der stetig steigenden Inzidenzwerte prüft das Landratsamt Dachau gemeinsam mit den Gemeinden sowie der Stadt Dachau außerdem die Möglichkeit und Notwendigkeit, per Allgemeinverfügung eine Maskenpflicht an bestimmten, hochfrequentierten öffentlichen Plätzen, beispielsweise an den Verkehrs- und Begegnungsflächen an Bahnhöfen im Landkreis oder in Einkaufsstraßen und rund um Einkaufszentren anzuordnen.
Am heutigen Freitag (Stand 16.30 Uhr) wurden 24 Neuinfektionen im Landkreis gemeldet. Insgesamt sind es somit 1.526 Indexfäll, 1.313 davon gelten bereits als genesen, 175 Personen gelten aktuell als infiziert. Ein weiterer Mitbürger mit einer bestätigten COVID-19-Infektion ist heute leider verstorben, dadurch erhöht sich die Anzahl der im Zusammenhang mit Corona verstorbenen Landkreisbürger auf 38. Zudem befinden sich derzeit 677 Kontaktpersonen der Kategorie 1 (KP1) in häuslicher Quarantäne, der 7-Tage-Inzidenzwert beträgt nach Berechnungen des Gesundheitsamts 81,34. Im Helios Amper Klinikum Dachau werden aktuell 6 Patienten aufgrund einer Coronainfektion behandelt, eine Person davon auf der Intensivstation.
Aufgrund der vielfältigen Fragen kam es beim seit Montag wiederbesetzten Bürgertelefon des Landratsamtes zwischenzeitlich immer wieder zu Überlastungen des Systems. Das Landratsamt bittet hierfür um Entschuldigung und wird das Bürgertelefon in den kommenden Tagen weiterhin personell verstärken.
Ab kommenden Montag, 26.10.2020, wird das Gesundheitsamt zur weiteren personellen Verstärkung des CTT erstmals auch von 6 Soldaten der Bundeswehr unterstützt, um die deutlich gestiegenen Fallzahlen und die damit verbundenen Kontaktermittlungen sowie die anschließende Kontaktpersonenbetreuung sicherzustellen. Außerdem wurden dem Landratsamt seitens der Regierung von Oberbayern auch nochmals 4 Planstellen zur Verstärkung des CTT zugewiesen. Die Stellenbesetzung soll so schnell wie möglich erfolgen.