Älter werden im Dachauer Land: Landkreis-Seniorenbeirat tagt zu Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen, Beratungsangebote für Kranke und Pflegebedürftige sowie zunehmende Digitalisierung
Besonders problematisch aus Sicht der Seniorenbeiratsmitglieder sind Notfälle. Wird wegen plötzlicher Krankheit schnell ein Platz benötigt, sind diese meist nicht verfügbar und Plätze Wochen und Monate im Vorfeld ausgebucht. Dies stellt die Angehörigen vor unzumutbare Schwierigkeiten.
Gemeinsam mit der GesundheitsregionPlus gründete der Landkreisseniorenbeirat daher eine Arbeitsgruppe, der auch Vertreterinnen des Pflegestützpunktes und der Fachstelle Demografie Managen aus dem Landratsamt angehören. Es werden derzeit die stationären Einrichtungen im Landkreis Dachau befragt zur Problematik befragt. Die Befragungen sind in vollem Gange und die Resonanz aus den Einrichtungen auf die Initiative ist positiv, berichtete Hermann Krusch, der stellv. Vorsitzende des Landkreisseniorenbeirats über den aktuellen Stand in der Arbeitsgruppe. Ziel sei es, dass im Rahmen einer Statusanalyse die sachlichen Gründe für fehlende Plätze herausgearbeitet werden. „Wichtig dabei ist, dass wir die Expertise aus der Praxis nutzen, denn ich bin sicher, auch die in der Pflege tätigen Akteure machen sich Gedanken über diese Situation und haben vielleicht Lösungsansätze,“ so Hermann Krusch. Nach Auswertung der Recherche zu den Gründen könnten dann in einem nächsten Schritt gemeinsam mögliche Lösungsansätze entwickelt werden.
In diesem Zusammenhang ist außerdem gerade für ältere und kranke Menschen und deren Angehörige die Kenntnis über bestehende Beratungsangebote besonders wichtig. Die Fachstelle für pflegende Angehörige der Caritas und der Pflegestützpunkt sowie die Wohnberatung des VdK und die Seniorenberatung des Landkreises bieten hier Unterstützung an. Die Beiräte sind sich einig, dass auch die Sozialdienste in den Krankenhäusern eine wichtige Schnittstelle seien: Hilfreiche Informationen oder Tipps zu nötigen Anlaufstellen erreichen im Notfall nur wenige. Die Sozialdienste der Krankenhäuser hätten hier die wichtige Aufgabe, Betroffene direkt im Krankenhaus über mögliche weitere Schritte zu beraten und wertvolle Unterstützung zu leisten. Der Landkreisseniorenbeirat will sich daher für eine bessere Vernetzung zu den Beiräten aber auch den Fachberatungsstellen im Landkreis einsetzen. Gute Gesundheitsversorgung und umfängliche Beratung seien besonders für vulnerable Gruppen, wie ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen - manche ganz ohne Angehörige - besonders wichtig.
Hermann Krusch informierte die Beiräte zum Thema Digitalisierung. Die voranschreitende Digitalisierung in allen Lebensbereichen stelle gerade Seniorinnen und Senioren vor Herausforderungen. Bei zunehmenden digitalen Angeboten und Möglichkeiten, z.B. im Gesundheitssektor, im Bankwesen oder bei Fahrkarten und Tickets, fehlten zunehmend analoge Angebote als Alternative. Daher sei es besonders für ältere Menschen wichtig, sich in diesem Bereich fort- und weiterzubilden. Im Landkreis gibt es bereits zahlreiche Angebote für Smartphonekurse und Vorträge. Dies sei aber nur der erste Schritt, so Krusch. Denn was passiere, wenn nach erfolgreicher Absolvierung des Kurses wieder Probleme mit der Technik auftreten, z.B. durch neue Technik oder Updates. So suche beispielsweise das Dachauer Forum immer wieder interessierte Ehrenamtliche, die sich zu einem Digitalbegleiter ausbilden lassen möchten. Ein Ansprechpartner für digitale Fragen und eine regelmäßige Digital-Sprechstunde für Seniorinnen und Senioren in allen Gemeinden wäre wünschenswert, so die Beiräte.
Darüber hinaus seien auch Unterstützungsangebote zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel notwendig, so die Anwesenden. Viele Tickets und Tarifoptionen, wie z.B. das Deutschlandticket, seien nur noch online verfügbar. Dies stelle gerade ältere Menschen vor besondere Herausforderungen. Aber auch das Zurechtfinden am Bahnhof werde immer mehr zum Thema. Es stellten sich Fragen nach barrierefreien Zugangsmöglichkeiten, behindertengerechten Toiletten oder der korrekten Nutzung des Ticketautomaten. Zuletzt wären auch Sensibilisierungstrainings zur sicheren Nutzung von Bus und Bahn für Seniorinnen und Senioren denkbar. Die Beiräte waren sich einig, dass sich der Landkreisseniorenbeirat in den kommenden Jahren vermehrt hierfür einsetzen soll.
Bürgerinnen und Bürger sind jederzeit eingeladen, auf den Landkreisseniorenbeirat zuzugehen, denn der Seniorenbeirat unterstützt bei seniorenspezifischen Themen. Er vertritt gegenüber der Kreisverwaltung die Interessen der älteren Einwohnerinnen und Einwohner durch Anträge, Anregungen, Anfragen, Empfehlungen und Stellungnahmen. Der Seniorenbeirat und der Vorsitzende Reinhold Heiß sind telefonisch (08131) 74-181 oder per E-Mail zu erreichen seniorenbeirat@lra-dah.bayern.de.