7 Jahre Partnerschaft mit dem Landkreis Oświęcim / Auschwitz – ein Grund zum Feiern
Landrat Stefan Löwl hatte sich lange auf diesen Besuch gefreut. Bereits vor zwei Jahren wurde eine gemeinsame Jubiläumsfeier geplant, musste aber – aufgrund der Pandemie - verschoben werden. „Heute arbeiten wir enger denn je zusammen“, sagt Landrat Löwl. „Gemeinsame Projekte, viele Besuche, gegenseitiges Kennenlernen auf Augenhöhe und letztendlich Unterstützung in Krisensituationen haben unsere Freundschaft gefestigt. Und eins ist dabei sicher: In unserer Partnerschaft kann vom ‚verflixten siebten Jahr‘ keine Rede sein“.
Das Programm des dreitägigen Besuchs im Landkreis Dachau war sehr intensiv und hat mit der Teilnahme an der Vernissage „33 Jahre Künstlerfreundschaft Dachau – Oświęcim“ begonnen. Zu diesem Ereignis sind mit der offiziellen Delegation auch Künstler:innen aus Oświęcim nach Dachau gekommen. Mit dabei - Paweł Warchoł, der - neben dem Dachauer Künstler Heiko Klohn - als ‚Vater‘ dieses Austausches gilt.
Wie bei jedem Besuch, legen die Vertreter:innen beider Partnerlandkreise am 2. Besuchstag gemeinsam einen Kranz in der KZ-Gedenkstätte Dachau nieder. „Es ist mittlerweile zu einer wichtigen Tradition geworden, dass wir immer, wenn wir in Dachau sind, oder wenn unsere Freunde aus Dachau zu Besuch bei uns in Oświęcim sind, die Gedenkstätte gemeinsam besuchen. Die Erinnerungsarbeit spielt in unserer Partnerschaft eine ganz besondere Rolle“, sagte Landrat Skrzypiński zu den Anwesenden. Mit Blick auf die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen, aber auch vor erstarkenden nationalen und rassistischen Bewegungen, betonte er auch die Wichtigkeit der Botschaft „Nie wieder!“ in den heutigen Zeiten.
Um die Erinnerungsarbeit ging es auch während des Treffens mit Heimatforscherin Anna Andlauer. Die Gäste sind mit ihr den „Weg des Erinnerns“ in Markt Indersdorf gegangen und haben dabei viel über die jüngsten Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Landkreis Dachau erfahren.
Auf dem Besuchsprogramm der Delegation stand außerdem die Besichtigung des Ziegelwerks Hörl & Hartmann. Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann berichtet: „Im Februar habe ich virtuell an einer Konferenz in Oświęcim teilgenommen, die dem Klima- und Umweltschutz gewidmet wurde. In einem Vortrag habe ich u. a. von den ‚best practices‘ in unserem Landkreis berichtet. Es war mir deswegen so wichtig, unseren Freunden einen Betrieb zu zeigen, in welchem die Nachhaltigkeit ein großes Thema darstellt und die Produktion seit über einem Jahrzehnt so ökologisch gestaltet ist, wie möglich“. Die Gäste zeigten sich von diesem Besuch sehr beeindruckt und stellten viele Fragen. Der Landkreis Oświęcim und seine Gemeinden haben im Februar 2022 eine Vereinbarung unterzeichnet, die einen Beitrag zur Verbesserung der Umwelt leisten soll.
Auch den Besuch im Franziskuswerk Schönbrunn fanden die Gäste sehr informativ. „Die Behindertenbetreuung und -versorgung steht bei unseren polnischen Nachbarn vor großen Herausforderungen; sowohl unter dem Ziel der Inklusion, aber auch wegen des inzwischen spürbaren Fachkräftemangels“, sagte Landrat Stefan Löwl, der gemeinsam mit Edward Piechulek, dem Leiter des Krankenhauses in Oświęcim, dann auch noch das Amperklinikum in Dachau besuchte und sich dort zusammen mit Klinikgeschäftsführer Marc Bernstädt sowie Chefarzt Hjalmar Hagedorn über die Entwicklungen und Herausforderungen im medizinischen Bereich in Deutschland und Polen austauschte.
Die Krönung des diesjährigen Besuchs der Delegation aus Oświęcim zum 7. Jahrestag der Partnerschaft war zweifelsohne das Konzert der Post-Rock Band „Besides“ im Hof des Klosters Karmel an der KZ-Gedenkstätte Dachau. Die Musiker kommen aus dem Landkreis Oświęcim und haben ihr Album "Bystanders" präsentiert, welches von Geschichten der Auschwitz-Häftlinge und dem Schicksal der Bevölkerung, die während des Zweiten Weltkriegs im Schatten des Lagers lebten, inspiriert wurde. Dr. Bernadetta Czech-Sailer vom Büro des Landrats ist begeistert von der Offenheit der Klosterschwestern gegenüber dem Projekt. „Die Idee, das Konzert im Kloster Karmel zu veranstalten, hatte Tobias Schneider vom Dachauer Kulturamt. Ich habe nach einem passenden und außergewöhnlichen Ort gesucht und er sagte: ‚Wie wär’s mit Karmel?‘ In diesem Moment wusste ich, das ist ‚mein Veranstaltungsort‘,“ erzählt sie. Auch wenn es an diesem normalerweise ruhigen Ort an diesem Abend ungewöhnlich laut und rockig war, haben die Schwestern ihre Entscheidung nicht bereut: Dies war der passende Ort und die richtige Kulisse für dieses ungewöhnliche Konzert. Landrat Skrzypiński sagte in seiner Ansprache: „Es gibt viele Wege, die an die schreckliche Taten der NS-Zeit erinnern“. Ein Post-Rock Konzert ist nur einer von ihnen.