Kreis.BLICK!

Juli 2022 Landkreis Dachau 16 № UKRAINE- SPEZIAL Gemeinsam Unglaubliches geleistet IM BLICK!PUNKT Biomüll-Kampagne: Nur Bio zu Bio KULTUR IM LANDKREIS Viel los DAHoam

Bildquellennachweise Titelseite: #; S. 2 #: # – #; INHALT 3 Einblicke Extra Geld für Kinder 365-€-Ticket: Neu für Schulbusnutzer:innen ab der 11. Klasse In eigener Sache 4 Ukraine-Spezial Gemeinsam Unglaubliches geleistet 8 Integration Integrationspreis: Heimatschaffer gesucht 9 Kreispolitik 50 Jahre Gebietsreform 10 Im BLICK!punkt Biomüll-Kampagne: Nur Bio zu Bio 12 Der Kreistag und seine Ausschüsse Das haben wir beschlossen 14 Finanzen Landkreishaushalt 2022: Mehr Geld für Menschen in Not und für Schulen 18 Klimaschutz/Nachhaltigkeit Durch Sonne und Wind 20 Jugend und Familie Ehrenamtliche Vormundschaft/ Pflegschaft: „Coole Onkel und Tanten“ gesucht 22 Infrastruktur Mobilfunkmessung: Fortschritt nur ohne Funklöcher 24 Veranstaltungen Kultur im Landkreis: Viel los DAHoam 16 Gesundheit/Pflege Mit 4 Pfoten gegen Stress und Angst 17 Pflegestützpunkt: Beratung zu allen Pflegefragen 13 Landrat mittendrin Zukunft gemeinsam gestalten 23 Bildung Gymnasium in Karlsfeld: Jetzt wird gebaut Neu für Schulbusnutzer:innen ab der 11. Klasse Super Neuigkeiten für das kommende Schuljahr 2022/23: Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse, die mit dem Schulbus zur Schule fahren, müssen nicht extra für den Schulbus bezahlen, wenn sie sich schon privat ein 365-€-Ticket gekauft haben. Dies ist ein toller Erfolg für den Jugendkreistag. Denn den Antrag für diese Neuerung stellten die von allen Schüler:innen gewählten Jugendlichen, weil sie eine Ungerechtigkeit beseitigen wollten. Ab der 11. Jahrgangsstufe müssen die Familien für den Schulweg nämlich bis zu 490 € selbst übernehmen. Hier ließ sich bisher ein gravierender Unterschied feststellen: Die Schüler:innen, die Bus und Bahn (ÖPNV) nutzen, fuhren mit einem 365-€-Ticket zur Schule und auch in der Freizeit im gesamten MVV-Raum. Nutzer:innen des Schulbusses mussten ebenfalls den Kostenbeitrag zahlen, konnten aber nur mit dem Schulbus fahren. Weitere Informationen zu der Neuerung finden Sie unter www.landratsamt-dachau.de/schuelerbefoerderung 365-€-TICKET Herausgeber Landratsamt Dachau Weiherweg 16, 85221 Dachau www.landratsamt-dachau.de Impressum Offizielles Mitteilungsblatt des Landkreises Dachau Redaktionsassistenz Michaela Blanke Chefredaktion Melitta Fischer Landratsamt Dachau (08131) 74-1939 kreisblick@lra-dah.bayern.de Autoren Sina Török (st); soweit nichts anderes angegeben ist: Melitta Fischer (mf ) Layout Stefan Schiessl www.exploredesign.de Schlusskorrektur Katrin Horvat katrin.horvat@gmx.de Vertrieb Dachauer Rundschau Auflage 51.500 Druck Franz Schoder Druck www.adv-schoder.de Gedruckt auf Recyclingpapier mit FSC-Zertifizierung Bildquellen achweise Titelseite: Veronika Plajer Seite 2: Hilfsorganisationen: Dardan Kolić, Hund und Menschen: Melitta Fischer; Seite 3 Schulranzen: (c) olegdudko - 123rf.com, 365-€-Ticket: Münchner Verkehrsgesellschaft mbH, Melitta Fischer: Michaela Blanke; Seite 4 Teddy mit Koffer: Veronika Plajer, Menschen am PC: Melitta Fischer; Seite 5 PIK-Station: Melitta Fischer; Seite 6 Essensausgabe: Dardan Kolić, 3 Menschen: Melitta Fischer; Seite 7 Zeichnung: Melitta Fischer; Seite 8 Pokal: Aferdita Pfeifer; Seite 9 © Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022, © Geofachdaten: Landratsamt Dachau 2022; Seite 11 Abfall: Eichhorn Transport- und Entsorgungs-GmbH; Seite 13 Bürgerdialog: Melitta Fischer; Seite 15 Michael Mair: Melitta Fischer; Seite 16 Hundetherapie: Melitta Fischer; Seite 17 Beraterinnen: Melitta Fischer; Seite 18 Windräder: Ralph Tritsch; Seite 19 Prof. Sterner: privat; Seite 20 Kind auf Schulter: (c) altanaka - 123rf.com; Seite 21 Kind an der Hand: (c) marysmn-123rf.com; Seite 22 Landkarte: IK-T GmbH, Mann mit Handy: (c) Thanh-Khoa Tran – stock.adobe.com; Seite 23 Spatenstich: Sina Török; Seite 24 Schnecke: Kathrin Wittmann; Seite 24 Ausstellungen Landkreis: Melitta Fischer, Dt.-Pol. Kulturtage Kinderwagen: Lex Drewinski, Biersommelier: Karsten Morschett, Pawel Popolsky: Stephan Pick, Magda Piskorczyk: Irek Graff Stand der Inhalte: 30.06.2022 3 Kreis.BLICK! — Juli 2022 Einblicke Sachgebiet Kreisschulen und ÖPNV Anja Schmid & Ingrid Heitmair (08131) 74-365 oder -459 schuelerbefoerderung@lra-dah.bayern.de Extra Geld für Kinder Einen Schulranzen kaufen, in der Schule oder im Kindergarten zu Mittag essen, an einem Ausflug teilnehmen, einen Verein besuchen – all das soll Kindern und jungen Erwachsenen möglich sein, egal wie viel Geld ihre Familien haben. Für Eltern mit geringem Einkommen sind solche Ausgaben aber eine große Herausforderung. Hier helfen Zuschüsse aus dem Bildungspaket für � Schule: notwendiges Schulmaterial, Ausflüge, Fahrtkosten zur Schule, Nachhilfe, gemeinsames Mittagessen; � Krippe und Kindergarten: gemeinsames Mittagessen, Ausflüge; � Kultur, Sport, Spiel, Geselligkeit und Freizeit: z.B. Mitgliedsbeiträge für Vereine, Unterricht in künstlerischen Fächern wie Musik, Ferienfreizeiten. Die Unterstützung kann für Kinder und junge Erwachsene bis zum 25. Geburtstag beim Landratsamt beantragt werden. Voraussetzung: Das Kind bzw. die Eltern beziehen eine der nachfolgenden Leistungen: � Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch XII (= Hilfe zum Lebensunterhalt oder Grundsicherung) � Kindergeldzuschlag nach dem Bundeskindergeldgesetz � Leistungen nach dem Wohngeldgesetz � Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Wer Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (= Arbeitslosengeld II) erhält, kann einen Antrag beim Jobcenter Dachau stellen ( (08131) 3329-0, Jobcenter-Dachau@ jobcenter-ge.de). Spätestens im September kommen wieder die langen Listen von den Schulen, was an Material alles benötigt wird, und auch Wandertage werden geplant. Am besten stellen Sie daher den Antrag für kommendes Schuljahr sofort! Weitere Informationen und den Antrag finden Sie hier: www.landratsamt-dachau.de/BuT Rufen Sie uns vor einem Antrag gerne an. Wir beraten Sie und helfen weiter: ZUSCHÜSSE ZU BILDUNG UND FREIZEIT Kontakt Sozialverwaltung Manuela Steinbeck (08131) 74-430 Johanna Rank (08131) 74-273 Daniel Broda (08131) 74-277 sozialwesen@lra-dah.bayern.de Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Der aktuelle Kreis.BLICK! ist etwas dicker und wurde 2 Wochen später als gewohnt verteilt. Damit wollen wir Ihnen die Pause bis zur nächsten Ausgabe etwas verkürzen. Aufgrund der stark gestiegenen Papierpreise haben wir uns entschlossen, die Herbstausgabe ausfallen zu lassen. Den nächsten Kreis.BLICK! erhalten Sie daher erst am 16./17. Dezember. Natürlich müssen Sie bis dahin nicht auf Neuigkeiten aus dem Landratsamt verzichten. Auf unserer Homepage ( www.landratsamt-dachau.de) und unserer Facebook-Seite ( www.facebook.com/ LandratsamtDachau) informieren wir Sie wie gewohnt. Herzlichst, Melitta Fischer IN EIGENER SACHE

D A CH A U S O L I D A R I S CH ! . . . M I T ME N S CH E N A U S D E R UK R A I N E Den 24. Februar 2022 werden wir wohl alle nie vergessen: Panzer rollen, Raketen schlagen ein, Schüsse fallen – Russland greift die Ukraine an. Das Leben der Ukrainer:innen wurde von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Getötete Angehörige, ein zerbombtes Zuhause und die Angst vor immer neuen Angriffen veranlassen seitdem Millionen Menschen zur Flucht. Ab Anfang März veränderte sich auch das Leben im Landkreis Dachau und die Arbeit im Landratsamt. Im März und April war nie klar, wann weitere Geflüchtete bei uns ankommen. Die meisten Personen kamen eigenständig oder über private Initiativen in den Landkreis. Die Anzahl stieg sprunghaft an: Am 11. März waren es 347, am 15. März 577, am 15. April 1.454. Die Ankunft und die Versorgung der vielen Menschen innerhalb kürzester Zeit stellten die Verwaltungen im Landkreis ebenso wie Hilfsorganisationen und zahlreiche private Initiativen vor viele Herausforderungen. Aktuell* sind rund 1400 Menschen aus der Ukraine bei uns gemeldet. Damit haben wir den Königsteiner Schlüssel, also die Geflüchtet aus der Ukraine Gemeinsam Unglaubliches geleistet Anzahl an Schutzsuchenden und Geflüchteten, die wir aufgrund unserer Bevölkerungsanzahl und Steuereinnahmen aufnehmen müssen, um mehr als das Doppelte erfüllt. Das ist „vorbildlich“, wie der Bayerische Innenminister, Joachim Herrmann, bei einem Fernsehauftritt über den Landkreis Dachau sagte. Dank der Unterstützung von Hilfsorganisationen, Ehrenamtlichen, Gastfamilien und der Spendenbereitschaft so vieler Bürger:innen und Unternehmen können wir feststellen: Auch sonst haben wir gemeinsam Unglaubliches geleistet. Im Kreis.BLICK! wollen wir Ihnen ein paar Einblicke davon geben: Informationsdrehscheibe für alle Beteiligten Informationen austauschen, schnell die Lage richtig einschätzen und das Richtige tun – diese Vorteile der Koordinierungsgruppe Pandemie waren in der aktuellen Situation wieder gefragt. Daher lud Landrat Stefan Löwl bereits am 11. März 2022 zum ersten Mal zu einem „Runden Tisch Ukraine“ ein. Insgesamt 6 Mal trafen sich inzwischen die über 60 Vertreter:innen der freien Träger, von BRK, Caritas und AWO, sowie der Kirchen, der Polizei, der Arbeitsagentur und vom Jobcenter, der Volkshochschulen sowie des Schulamts und der KiTa-Betreiber und natürlich der zuständigen Fachbereiche des Landratsamts sowie der Gemeinden. Auch zahlreiche Bürgermeister nahmen an den Sitzungen teil. Derzeit sind die größten Herausforderungen der Rechtskreiswechsel zum 1. Juni und Unterkunft. Online alles beinand Wer also ungenutzten Wohnraum hat, kann uns diesen melden unter www.landratsamt-dachau.de/ mietangebot. Alles weitere Wissenswerte und alle digitalen Formulare finden Sie unter www.landratsamt- dachau.de/ukraine. Die Informationen und Online-Services werden laufend aktualisiert, so dass Geflüchtete, Helfer:innen und natürlich alle Bürger:innen im Landkreis immer bestens informiert bleiben. Cornelia Stadler und ihre drei Mitarbeiter:innen sind diejenigen, die dafür sorgen, dass es im Landratsamt insgesamt digital läuft und unsere Homepage immer aktuell ist. Dank ihres fundierten Knowhows war bereits 2 Tage nach Kriegsausbruch alles fertig: z.B. das Online-Formular für die Selbstmeldungen von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine (in Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch), das Formular für Hilfsangebote aus der Bevölkerung sowie eine Homepage-Seite mit ersten Informationen. Mit diesen Angeboten waren wir führend unter den bayerischen Landkreisen und gaben unsere digitalen Lösungen kollegial an andere Landratsämter weiter. * Stand : 30.06.2022 Formalien möglichst schnell erledigt Schnell und effizient waren wir auch bei den Formalien, die die Geflüchteten erledigen mussten. „Die Bürokratie wurde so schlank wie möglich gemacht“, diese anerkennende Aussage in der ZDF-Fernsehsendung Länderspiegel bringt die Leistung der beiden zuständigen Sachgebiete im Landratsamt, die für die Registrierung und Leistungen zuständig sind, auf den Punkt. Beide Fachbereiche arbeiteten ohne Termine. Das bedeutete zwar manchmal lange Schlangen, aber alle aus der Ukraine Geflüchteten, die vor Ende der Öffnungszeiten ankamen, konnten am gleichen Tag alles erledigen. Dass die Sprachbarrieren nicht zum Problem wurden, ist dem Engagement der vielen Menschen zu verdanken, die ehrenamtlich als Dolmetscher unterstützten. Inzwischen sind 2 Dolmetscher:innen fest angestellt. Im März und April glich das Landratsamt einem Bienenstock. Und dennoch war es immer erstaunlich ruhig und lief geordnet ab. Dies war sicherlich der aufeinander abgestimmten Zusammenarbeit der Sachgebiete 31 „Personenstands- und Ausländerwesen“ und 24 „Asylangelegenheiten“ zu verdanken. Bei den 31ern im Erdgeschoss wurden alle erforderlichen Datensätze angelegt sowie ein elektronischer Aufenthaltstitel (eAT) beantragt. Zum Abschluss gab es die Bestätigung darüber, die sogenannte Fiktionsbescheinigung. Mit dieser ging es in den 1. Stock zu den 24ern. Hier erhielten die Geflüchteten nach einem unbürokratischen Antrag ihre Regelleistungen sofort in bar ausgezahlt sowie Krankenscheine für nötige Arztbesuche. Wenn die Menschen aus der Ukraine keine Unterkunft hatten, kümmerten sich die Mitarbeitenden auch darum. Bis zu 100 Personen pro Tag durchliefen diesen Prozess, und das zusätzlich zum Tagesgeschäft der beiden Sachgebiete. Zum Vergleich: Davor betreuten die 6 Mitarbeitenden im Leistungsbereich des Sachgebiets 24 etwa 600 Asylbewerber:innen, bis zum Rechtskreiswechsel am 1. Juni kamen rund 1.500 ukrainische Kriegsflüchtlinge dazu. Für die Teams bedeutete das verlängerte Arbeitszeiten, an Donnerstagen oft bis nach 20 Uhr, ausgefallene Mittagspausen und immer wieder Einsätze und Nacharbeiten am Wochenende. PIKs können wir auch selbst Neben den Formalitäten für die Menge an neuangekommenen Geflüchteten galt es, viele weitere Probleme zu bewältigen. Das Hauptproblem von Alexander Dallmayr, Leiter des Sachgebiets 31, waren die PIKStationen (Personalisierungsinfrastrukturkomponente): „Bevor wir die eTA aushändigen dürfen, müssen wir für das Ausländerzentralregister die Antragstellenden fotografieren und von Personen ab dem 6. Lebensjahr zusätzlich Fingerabdrücke nehmen. Dafür braucht es eine PIK-Station. Diese sind gerade absolute Mangelware, die Bundesdruckerei kann keine liefern. Daher hat uns die Polizeiinspektion Dachau mit ihrem Gerät unterstützt. Für die ukrainischen Geflüchteten bedeutete das aber einen zusätzlichen Termin und längeres Warten auf die eTA. Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass so eine PIK aus gängiger Hardware in Verbindung mit einer Software besteht. Das PC-Programm haben wir nun von der Bundesdruckerei erhalten, den Rest nach den Vorgaben gekauft und seit Mitte Juni können wir mit 3 Stationen Gas geben.“ Team Landratsamt hält zusammen Trotz der Anstrengungen und je Mitarbeiter:in in den beteiligten Fachbereichen circa 200 bis 300 Überstunden ziehen die Beteiligten im Landratsamt ein positives Resümee: Die Zusammenarbeit sowohl innerhalb der Teams als auch im ganzen Landratsamt war hervorragend. Dr. Cornelia Harenberg, Abteilungsleiterin Soziale Angelegenheiten und bis Ende Mai auch kommissarische Leitung des Sachgebiets 24, erinnert sich noch immer sehr bewegt von den vielen Schicksalen und Eindrücken: „Die Stabsstelle EBI organisierte uns immer schnell Dolmetscher und auch jede andere ehrenamtliche Unterstützung. Franz Bründler kümmerte sich als damaliger Kreisbrandrat mit den Hilfsorganisationen um alle Vorbereitungen in der dezentralen Erstaufnahmeeinrichtung und den Asylunterkünften. Und auch sonst dachten alle im Haus mit und unterstützten uns zwei Teams. Man merkte, dass jeder den Menschen so schnell wie möglich helfen will. Schön, dass diese das spürten und uns so viel positives Feedback gaben.“ Hilfsorganisationen im Einsatz Aufgrund der Corona-Pandemie noch im KatastrophenfallModus, waren die Blaulicht-Organisationen auch für die Geflüchteten aus der Ukraine unentbehrlich. Um die anfangs große Menge an Menschen aufnehmen zu können, brauchten wir temporäre Ankunftszentren und damit viele helfende Hände. Koordiniert von Franz Bründler bauten die ehrenamtlichen Helfer:innen der freiwilligen Feuerwehren, des BRKs und THW z.B. Zelte, Sitz- und Schlafmöglichkeiten auf. Die Corona-Testung und medizinische Versorgung sowie Betreuung übernahmen Ehrenamtliche des BRKs. Für die psychologische Betreuung waren Mitarbeiter:innen der Caritas vor Ort. Zusammen mit Mitarbeiter:innen aus dem Landratsamt und ehrenamtlichen Dolmetscher:innen wurden die Flüchtlinge so herzlich aufgenommen und gut betreut. 5 4 Kreis.BLICK! — Juli 2022 Ukraine Spezial

Das Ankerzentrum in München und der Bund teilten den Verantwortlichen im Landratsamt meist nur ein paar Stunden vorher mit, dass und wie viele Menschen uns zugewiesen werden. Oft kamen dann aber keine oder weitaus weniger Personen als angemeldet und das häufig verspätet. Für alle Beteiligten war das eine große emotional wie auch körperlich belastende Herausforderung. Gerade wenn eine Zuweisung kurzfristig wieder zurückgenommen wurde, war das insbesondere für die Ehrenamtlichen, welche ja ihre Freizeit dafür opferten, eine große Zumutung. Und dennoch halfen sie jedes Mal wieder engagiert, wenn der nächste Einsatz kam. Private Gastgeber überwiegen Derzeit wohnen etwa 240 Geflüchtete in staatlichen Unterkünften, etwa 200 in selbstangemieteten Wohnungen. „Die Mehrheit, und damit gut 900 Menschen aus der Ukraine, wohnen bei Gastfamilien. Dank dieses privaten Engagements musste bisher niemand in einer Turnhalle untergebracht werden“, freut sich Martina Tschirge, Leiterin der Stabsstelle Ehrenamt, Bildung und Integration (EBI). Sie und ihre Mitarbeiter:innen kümmerten sich um die Vermittlung. Sie führten Gespräche mit Gastgeber:innen und Geflüchteten, um herauszufinden, wer zu wem am besten passen könnte. Fast zu jeder Tageszeit war das EBI-Team im Einsatz, die Anrufe bei den Gastgebern waren meist spontan. Martina Tschirge erinnert sich: „Auch wenn wir bei jedem Telefonat gesagt haben: ‚Sie können auch Nein sagen‘, ist es uns immer gelungen, alle unterzubringen. An einem Tag haben wir 2 Mal die Halle in Schönbrunn leer bekommen, in der die geflüchteten Familien ankamen. Das war ein wahnsinnig schönes Gefühl.“ Dafür sollte es zumindest eine kleine Unterstützung geben. Nachdem die Bayerische Staatsregierung den Kommunen „sehr viel Beinfreiheit gab“, wie es Landrat Stefan Löwl nennt, führte unser Landkreis als erster in Bayern für die Gastfamilien einen unbürokratischen, pauschalen Nebenkostenzuschuss von 65 € im Monat pro erwachsenem Flüchtling und 50 € im Monat pro Kind ein. Die aufnehmenden Familien geben zumeist weit mehr als nur ein Bett. Sie sind erste Anlaufstelle für sämtliche Themen des Alltags und in vielen Fällen auch emotionaler Halt. Darum betreuen Martina Tschirge und ihr Team die Familien nach ihrer Vermittlung weiter. Sie unterstützen auf der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner für ein bestimmtes Thema und vermitteln Hilfsangebote. „Manche Gastgeber haben bei allem geholfen, können es dauerhaft aber zeitlich nicht leisten. Das müssen sie auch nicht, denn dafür haben wir imLandkreis kompetente Beratungsstellen für Migrantinnen und Migranten. Dorthin können sich die Geflüchteten aus der Ukraine mit wirklich allen Themen wenden“, erklärt die Integrationsbeauftragte Aferdita Pfeifer. Auch mentale Unterstützung ist öfters gefragt, denn wie nicht anders zu erwarten menschelt es beim Zusammenleben. Sollten die Geflüchteten, die vom EBI-Team vermittelt wurden, nicht weiter in den Gastfamilien wohnen können, suchen sie eine andere Unterkunft im Landkreis Dachau. Insgesamt läuft es bei den privaten Konstellationen, die von EBI vermittelt wurden, aber sehr gut, so wie bei Brigitte (75) und Ulf (79). Das Ehepaar meldete seine möblierte Einliegerwohnung dem Landratsamt und nahm am 9. April die Ukrainerinnen Lena (55) und Oxana (53) auf. Die Chemie stimmte von Anfang an. Mit Lenas Deutschkenntnissen aus der Schule und Google Translate haben sie ihre WG gut organisiert. Brigitte unterstützt bei allen Anträgen und Behördengängen, Lena hilft ihren Gastgebern ab und zu, sonntags kochen und essen alle vier gemeinsam. Während Oxana möglichst bald wieder zurück in die Ukraine zu ihrem Mann und den erwachsenen Söhnen möchte, sieht Lena ihre Zukunft mittelfristig in Deutschland und hat jetzt endlich einen Platz in einem Deutschkurs. „Ich freue mich schon, wenn wir uns dann noch besser unterhalten können, denn wir haben nach dem Rechtskreiswechsel einen Mietvertrag mit Lena und Oxana abgeschlossen und wollen sie gerne weiter unterstützen“, erklärt Brigitte. Viele Zeit-, Sach- und Geldspenden Neben Wohnraum spendeten die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises so viel mehr: Sie schenkten Zeit und engagierten sich in den Blaulicht-Organisationen, Gemeinden, Helferkreisen, Privatinitiativen, Kirchengemeinden, Vereinen oder als Dolmetscher:innen. Auch an Sachspenden mangelt es nicht. Die Rotkreuz-Shops in Dachau, Karlsfeld und Markt Indersdorf sowie die Secondhandläden der Gemeinden Haimhausen und Hebertshausen/Ampermoching sind immer gut gefüllt. Geldspenden für die Geflüchteten werden bei Benefizkonzerten, Kuchenverkäufen, Spendenläufen und vielem mehr gesammelt. Und alle beteiligten sich: Schulen, Kindergärten, Vereine und Unternehmen. Die Summe der gesammelten Spenden ist beachtlich, allein bei dem Gewerbeverein „Dachau handelt“ gingen über 60.000 € an Spendengeldern für Gutscheine ein. So erhielt nicht nur jede neuangekommene Person 2 Mal 10 € Dachau-handelt-Gutscheine vom Landratsamt, sondern alle Schüler:innen noch einmal den gleichen Betrag zum Schulstart zusätzlich. Oksana Bonauer-Morel, eine Dachauerin mit ukrainischen Wurzeln, fasste beim Bürgerdialog „Ukraine“ im März das Engagement der Bürgerinnen und Bürger sehr gut zusammen: „Die Welle der Ankommenden ist riesig, aber die Welle der Hilfsbereitschaft ist noch viel größer.“ Kinder schnell in die Schulen integriert Kinder brauchen Kinder und auch in der Fremde eine gewisse Normalität und Alltagsstruktur. Daher nahmen die Schulen im Landkreis von Anfang an ukrainische Schüler:innen auf. Unter Leitung des Schulamts wurde bis zum 5. April ein einheitliches Schulkonzept erarbeitet und so wurden bereits 330 ukrainische Schüler:innen in den Schulalltag integriert. Nur eine Woche nach Anmeldung an einer Schule besuchen seitdem Grundschüler:innen die jeweilige Sprengelschule, bei den weiterführenden Schulen werden die Kinder je derzeit nach freien Kapazitäten aufgenommen. Zum neuen Schuljahr werden sie entsprechend ihren Fähigkeiten auf die Schularten verteilt. Für die Betreuung jüngerer Kinder wurden in vielen Gemeinden mit der Unterstützung der lokalen Akteure und Kirchengemeinden Spielgruppen oder Eltern-Kind-Gruppen eingerichtet. Auch in Kindertageseinrichtungen konnten kurzfristig ukrainische Kinder aufgenommen werden. Zu Beginn des neuen Betreuungsjahres, im September 2022, wird aber vermutlich nicht jedes ukrainische Kind einen Kita-Platz erhalten, deren Familien einen wünschen. Für die Aufnahme vieler neuer Kinder fehlen Erzieher:innen. Davon sind seit Längerem vor allem die Stadt Dachau und die Gemeinde Karlsfeld betroffen. Unterstützung für Oświęcim In der aktuellen Situation können wir auf unsere Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015/2016 zurückgreifen. Unser polnischer Partnerlandkreis Oświęcim (Auschwitz) hingegen stand in 2022 zum ersten Mal vor einer solchen Herausforderung. Sehr viele Menschen aus der Ukraine flüchteten in das Nachbarland und bleiben dort, um nach dem Krieg schnell wieder in die Heimat zurückkehren zu können. Neben Rat und Tat unterstützten wir mit einer Spendenaktion in Kooperation mit dem Verein Seebrücke Dachau. Diese brachte bisher 12.000 € ein, darunter zum Beispiel auch die meist deutlich aufgerundeten gespendeten Sitzungsgelder vieler Kreisrätinnen und Kreisräte. Damit werden im polnischen Partnerlandkreis nun die 1.700 Kriegsflüchtlinge versorgt und Integrationsmaßnahmen finanziert. Und Landrat Stefan Löwl machte sich gemeinsam mit der Partnerschaftsbeauftragten des Landkreises, Marese Hoffmann, Mitte Juni auch selbst ein Bild vom Engagement bei unseren polnischen Partnern in Oświęcim: „Mit deutlich weniger staatlicher Unterstützung leisten die polnischen Kommunen noch viel mehr als wir.“ So läuft es jetzt Da wir den Königsteiner Schlüssel deutlich übererfüllt haben, werden derzeit nur ukrainische Geflüchtete neu im Landkreis Dachau aufgenommen, die bereits einen festen Arbeitsplatz oder Verwandte 1. Grades (Kinder, Eltern) oder Geschwister im Landkreis haben. Sie müssen sich zuerst beim Landratsamt melden und erhalten für den ersten Monat weiterhin die Leistungen vom Landratsamt. Alle Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ohne direkten Bezug in den Landkreis werden über das bundeseinheitliche System FREE einem anderen Bundesland zugewiesen. Die Bundesregierung hat zum 1. Juni einen Rechtskreiswechsel beschlossen. Seitdem ist ab dem 2. Monat für alle ukrainischen Geflüchteten, die jünger als 65 Jahre und 10 Monate sind, das Jobcenter primär zuständig. Die Übergangsfrist für den Wechsel läuft bis Ende August. Bis dahin können vom Landratsamt auch noch Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ausbezahlt werden. Peter Schadl, der Leiter des Jobcenters Dachau, bittet, schnellstmöglich Arbeitslosengeld II zu beantragen. Alle Informationen zu dem erforderlichen Antrag und den Leistungen sind ausführlich zusammengestellt unter www.landratsamt-dachau.de/ukraine. Durch den Rechtskreiswechsel ist nicht mehr das Landratsamt für die Unterbringung verantwortlich, sondern die Geflüchteten. Das bedeutet, jeder muss nun selbst Wohnraum suchen, bekommt aber die Mietkosten vom Jobcenter erstattet. Wenn keine Wohnung gefunden werden kann, müssen sich die Ukrainer:innen an die jeweilige Gemeinde wenden. „Ziel von uns allen ist es, eine Obdachlosigkeit zu vermeiden“, sagt Landrat Stefan Löwl. „Daher erhalten Gastfamilien, welche Zimmer oder Wohnungen kostenlos zur Verfügung stellen, weiterhin die Nebenkostenpauschale von 65,00 € bzw. 50,00 €. Auch unterstützen wir als Landratsamt die Gemeinden mit unseren freien Kapazitäten. Diese sind meist aber nicht vor Ort und somit wird in vielen Fällen ein Ortswechsel unvermeidbar sein. Wenn wir weiter so zusammenhalten wie bisher, dann werden wir auch für dieses Problem gemeinsam Lösungen finden. Ein herzliches Vergelt’s Gott an alle, die sich hier engagieren und helfen.“ 7 6 Kreis.BLICK! — Juli 2022 Ukraine Spezial Fachliche Unterstützung für Geflüchtete Beratung und Informationen zu Behörden, Anträgen, Deutschlernen, Beruf, Arbeit, Schule, Gesundheit und Notsituationen Migrationsberatung für Erwachsene Caritas: (08131) 2981950, migrationdachau@caritasmuenchen.de Hilfe von Mensch zu Mensch: (0151) 74112099, mbe.dachau@hvmzm.de Jugendmigrationsberatung (12 bis 27 Jahre) Internationaler Bund: (08131) 2720037, Diana.Marcela.Schneider@ib.de

© Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022; © Geofahdaten: Landratsamt Dachau 2022 Gebietsreform, das Wort klingt so nüchtern, so unspektakulär. Doch der Weg dorthin vor 50 Jahren war alles andere als dies: voller Emotionen, voller Überzeugungsarbeit und manchmal auch mit vielem Hin und Her. „Nie kämpft es sich schlecht um Wahrheit, Heimat und Recht. Tanderner Bürger im Streit um die verlorene Selbständigkeit“ – dieser Text eines Protestschilds veranschaulicht gut, wie sehr sich die Mitglieder des Tanderner Bürgervereins gegen die Zwangsehe mit Hilgertshausen wehrten. Da stellt sich die Frage: Warum brauchte es denn unbedingt in den 1970er Jahren eine Gebietsreform? Ende der 1960er Jahre war in Bayern der Unterschied zwischen Stadt und Land sehr groß. Im ländlichen Raum gab es überwiegend kleinere Gemeinden, über ein Viertel hatte höchstens 300 Einwohner:innen. Egal wie groß, jede Gemeinde hatte ein eigenes Rathaus und musste sich selbstständig um die Infrastruktur wie Wasser- und Abwasserversorgung, Schulen und Verkehr und die Finanzierung ihrer Aufgaben kümmern. Durch die Zusammenlegung von 2 bis zu 8 Gemeinden wurden die Kommunen leistungsfähiger und überall hauptamtliche Verwaltungen eingerichtet. Insgesamt konnte durch die Gebietsreform auch der ländliche Raum gestärkt werden. Landkreis Dachau gehörte zu den Gewinnern Bei der Landkreisreform gehörten wir zu den Gewinnern. Dem Landkreis Dachau wurden insgesamt 17 Gemeinden von den Nachbarlandkreisen, vor allem aus Aichach und Jemanden unterstützen und Halt geben, gemeinsam ein Projekt umsetzen und sich über das Ergebnis freuen, zusammen singen oder Sport machen – das sind nur ein paar wenige Beispiele, wie bei uns im Landkreis Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ganz nebenbei integriert werden. Dieses Engagement will der Asyl- und Integrationsbeirat fördern. Dafür verleiht er jährlich den Integrationspreis in Höhe von 500 €. Der Landkreis Dachau ist noch multikultureller als Berlin. Fast 18 % der Bürgerinnen und Bürger hatten im letzten Jahr einen ausländischen Pass. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine flohen in diesem Jahr viele Menschen zu uns. Sie sowie auch alle anderen Geflüchteten sollen hier nicht nur Schutz oder Arbeit, sondern auch ein Zuhause finden und integriert sein. Dazu können viele etwas beitragen und tun es auch, wie wir in persönlichen Gesprächen, Treffen und über alle Medienkanäle erfahren. 500 € für das Gewinnerprojekt Ahmad Navid, der Sprecher des Asyl- und Integrationsbeirats, ist beeindruckt davon und ermutigt: „Bewerben Sie sich für unseren Integrationspreis. Institutionen, Unternehmen, Vereine, Initiativen, aber auch Einzelpersonen können mitmachen. Der oder die Gewinner:in profitiert gleichzeitig von den 500 € Preisgeld und wird durch die feierliche Verleihung als Vorbild in der Öffentlichkeit präsentiert. Vielleicht wird Ihr Projekt oder Ihre Idee als Beispiel genommen.“ Eingereicht werden können einmalige Aktionen oder regelmäßige Aktivitäten bzw. Arbeitsweisen, die Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zusammenbringen. „Eigentlich ist es überall möglich, ein gutes Miteinander zu fördern, sogar mit wenig Aufwand“, erklärt die Integrationsbeauftragte des Landkreises Dachau, Aferdita Pfeifer. Sie gibt ein paar Anregungen: Integrationspreis Heimatschaffer gesucht � Schulen, Kindertagesbetreuungen, Horte In allen Bildungseinrichtungen gehört die Integration zum Alltag, denn dort sind immer Kinder aus verschiedenen Ländern. Die Lehrpläne aller Schularten und an den Gymnasien die P-Seminare bieten zusätzlich viele Möglichkeiten, um das Thema erfahrbar zu machen. � Vereine Sport, Musik und Kunst verbinden über Sprachgrenzen hinweg. Aber auch die Bereiche Natur und Garten eignen sich gut für ein Engagement, da die Tätigkeiten in allen Ländern ähnlich sind. Oder warum nicht gemeinsam etwas in Kulturvereinen oder Heimatgruppen unternehmen? Unser Vereinsleben ist so vielfältig, machen Sie es mit neuen Aktiven noch bunter. � Ehrenamtliche, Helferkreise Ihre unentgeltliche Arbeit ist gelebte Integration. Sie unterstützen die neu angekommenen Menschen im Alltag und weit darüber hinaus mit vielen Aktivitäten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass bei den ersten beiden Gewinnern des Integrationspreises Ehrenamtliche eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Asyl- und Integrationsbeirat ist gespannt auf Ihre Bewerbung! Friedberg zugeteilt und lediglich die Gemeinde Fahrenzhausen musste an den Nachbarlandkreis Freising abgegeben werden. Nachdem die neuen Außengrenzen der Landkreise feststanden, ging es im Inneren weiter mit der Gemeindegebietsreform. Wer kann mit wem? Wer will mit wem? Welche Zusammenlegungen machen Sinn in Hinblick auf die Infrastruktur und Finanzen? – Das sind nur ein paar Fragen, die bei diesen Prozessen eine Rolle spielten. Bei weitem nicht jede Wunschpartnerschaft kam zustande. Pellheim machte den Anfang. Die Gemeinde stellte Ende 1971 als erste den Antrag, in Dachau eingemeindet zu werden, und bereits im November 1972 lud der damalige Dachauer Bürgermeister die neuen Bürger:innen zu einer Willkommensveranstaltung ein. Alles andere als so glatt verlief der Zusammenschluss von Hilgertshausen und Tandern. Seit Jahrhunderten eigenständig mit ehemals eigenem Adelssitz wollten diese beiden Kommunen nicht zusammengelegt werden. Daher wurde auch äußert emotional um jedes Detail gestritten, auch um den Namen. Nach 2 Jahren „Tandern“ wurde die neu gebildete Gemeinde 1980 per Bescheid von der Regierung von Oberbayern in „Hilgertshausen-Tandern“ umbenannt. Dies war ein erster Schritt in Richtung Frieden. Von Kommunalwahl zu Kommunalwahl entspannte sich die Lage weiter, inzwischen ist die Beziehung vergleichbar mit Geschwistern: in der Sache – politisch – vereinigt, aber jeder mit eigener – kultureller – Identität und nach einer Auseinandersetzung geht es gemeinsam weiter. Und auch sonst ist die 50-Jahres-Bilanz von Landrat Stefan Löwl positiv: „Wir sind gemeinsam gewachsen. Viele Menschen zogen in den Landkreis Dachau. Im Vergleich zu 1972 haben wir nun über 60.000 mehr Einwohner:innen. Das Wachstum zeigt sich ebenfalls deutlich an den Gewerbesteuern. Nahmen die Landkreisgemeinden vor 50 Jahren umgerechnet 625.156 € ein, sind es heute 60,933 Mio. €. Eine wichtige Voraussetzung, damit wir die notwendigen Projekte wie neue Schulen oder weitere Angebote, beispielsweise beim ÖPNV, finanzieren können und damit beste Voraussetzungen für unsere Zukunft schaffen. Bei allen Herausforderungen ist es für alle Akteure besser, das Wachstum zu gestalten, als – wie in vielen Teilen Deutschlands – einen Rückgang bei Bevölkerung und Wirtschaftsleistung verwalten zu müssen.“ Wenn Sie sich noch weiter über die Gebietsreform informieren wollen, dann haben wir auf S. 24 zwei Veranstaltungshinweise für Sie. Happy Birthday DAHoam Jahre Gebietsreform DACHAU MARKT INDERSDORF MARKT ALTOMÜNSTER WEISSLING FAHRENZHAUSEN HILGERTSHAUSEN TANDERN WOLLOMOOS SITTENBACH PRAFFENHOFEN A.D. GLONN EBERTS- HAUSEN © Geobasisdaten: Bayerische Vermessungs- verwaltung 2022, Geofachdaten: Landratsamt Dachau 2022 9 8 Kreis.BLICK! — Juli 2022 Integration Bewerbungsbedingungen � Engagement im Landkreis Dachau, um Menschen mit Migrationsgeschichte zu integrieren � Mögliche Bewerber:innen: � Pro Bewerber:in nur eine Bewerbung unter www.landratsamt-dachau.de/integrationsbeirat � Bewerbungen: durch Engagierte selbst oder Vorschlag von Dritten � Bewerbungsende: 30. September 2022 � Unternehmen � Vereine � Projekte � Initiativen � Einzelpersonen Kreispolitik Durch die Gebietsreform vergrößerte sich der Landkreis Dachau um 17 Gemeinden und etwa 140 km2. = Zugewinn = Verlust

Plastik in deiner Biotonne? Sehe ich da etwa Das geht ja gar nicht! Plastik in deiner iotonne? Sehe ich da etwa Das geht ja gar nicht! Der Name sagt es schon: In die Biotonne gehört alles, was biologisch ist, also aus der Natur kommt. Die Essens- und Pflanzenabfälle werden kompostiert und als nähstoffreiche Erde wieder dem Naturkreislauf zugeführt. So ist die Theorie, die Praxis sieht leider anders aus. 2021 wurden im Landkreis Dachau über die Biotonnen 5.920 Tonnen Biomüll gesammelt. Davon waren 592 Tonnen (!) sogenannte Störstoffe, vor allem Lebensmittelverpackungen, Plastiktüten oder Restmüll. Unsere Abfallwirtschaft startete daher eine umfangreiche Kampagne, denn Biomüll ist so viel mehr als nur Abfall. Warum ist Biomüll so wichtig? Unsere Bioabfälle sind wertvolle Rohstoffe. Aus ihnen entsteht bei einem externen Dienstleister nährstoffreicher Kompost. Treffend wird dieser auch als schwarzes Gold bezeichnet. Gerne düngen die Landwirte damit ihre Felder. Der natürliche Dünger hat 2 große Vorteile: Die Pflanzen wachsen damit besonders gut und es wird Kunstdünger eingespart. Die Bioabfälle sind außerdem richtige Klimaschützer, denn bei ihrer Vergärung entsteht in werkseigenen Blockheizkraftwerken Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird. Auch die entstehende Abwärme der Biogasanlage wird in der Kompostieranlage weiter genutzt, zum Beispiel um nassen Abfällen das Wasser zu entziehen. Alle, die den Biomüll richtig trennen und entsorgen, leisten also einen großen Beitrag zum Umweltschutz! Was gehört in die Biotonne? Zusammengefasst gehören Essens- und Pflanzenreste in die Biotonne. Im Infokasten haben wir Ihnen typische Beispiele aufgeführt. Wenn Sie sich unsicher sind, schauen Sie einfach in unserem Abfall-ABC in der App „DAH-Müll“ oder auf der Homepage nach unter www.landratsamt-dachau.de/abc. Damit die Tonne nicht so verschmutzt, können Sie den Abfall in Zeitungspapier (bitte kein Hochglanzpapier) einwickeln oder Papiertüten verwenden. Diese sind im Handel zu kaufen. Man darf den Biomüll natürlich auch lose einwerfen. Bewohner:innen inWohnanlagen sollten sich allerdings bei der Hausverwaltung erkundigen, ob das in der Anlage möglich ist. Was gehört nicht in die Biotonne? Restmüll und Plastik haben nichts in der Biotonne zu suchen. Daran erinnert der Aufkleber, der in nächster Zeit nach und nach auf die Tonnen geklebt wird. Ein großes Ärgernis sind Biokunststofftüten. Mit gutem Gewissen kaufen viele diese, denn auf der Verpackung steht meist groß „kompostierbar“ und „aus nachwachsenden Rohstoffen“ wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Für die Stabilität braucht es dennoch meist einen fossilen Rohstoff auf Basis von Erdöl. Und auch „kompostierbar“ bedeutet nach Euro-Norm nur, dass sich nach 12 Wochen mindestens 90 % der Tüte in Teile kleiner als 2 mm zersetzt haben. 10 % dürfen als größere Plastikteile zurückbleiben. Damit wäre schon unter diesen Bedingungen auf alle Fälle Plastik im Kompost. Das Problem wird noch größer, denn Plastiktüten und kompostierbare Biokunststofftüten sehen sich sehr ähnlich und können deshalb nicht auseinandergehalten werden. Beide stören und müssen kostenintensiv herausgesiebt werden. Leider kann nicht alles Plastik entfernt werden, es wird daher mitkompostiert und bleibt als Mikroplastik im Kompost. Gleiches wie für die kompostierbaren Biokunststofftüten gilt übrigens auch für kompostierbare Kaffeekapseln. Daher werfen Sie generell kein Plastik in die Biotonne, egal was auf der Verpackung steht! Was passiert, wenn Plastik in der Biotonne ist? Verkürzt kann man sagen: Plastik in der Biotonne landet auf unserem Teller. Denn der Kompost aus dem Verarbeitungsbetrieb wird zum Teil auf die Felder gebracht und das enthaltene Mikroplastik kann von den Pflanzen aufgenommen werden. Weil dies nicht nur bei uns im Landkreis ein Problem ist, sondern in ganz Deutschland, hat die Bundesregierung die Bioabfallverordnung geändert. Damit weniger Kunststoff in die Umwelt gelangt und um die Qualität der gesammelten Bioabfälle zu verbessern, wurden bestimmte Kunststoffgehalte im Biomüll bei der Anlieferung und vor der Behandlung des Biomülls festgelegt. Außerdem ist vorgesehen, dass künftig eine Sichtprüfung bei der Anlieferung und vor der Behandlung des Biomülls durchzuführen ist. Nach ersten Kontrollen in der Stadt Dachau im Juli werden Kontrollen im gesamten Landkreis Dachau im Herbst Biomüll-Kampagne Nur Bio zu Bio beginnen. Über den Startzeitpunkt informieren wir vorab über die Presse sowie die Homepage und Facebook-Seite des Landratsamts. Befinden sich Störstoffe wie zum Beispiel Plastik, Biokunststoffe und Restmüll in der Biotonne, geht es ähnlich wie beim Fußball weiter: � Beim ersten Mal wird die Tonne geleert, der Nutzer erhält aber eine gelbe Karte als Verwarnung. � Ab dem nächsten Mal bleibt die Tonne ungeleert, wenn sie wieder falsch befüllt ist, und es gibt die rote Karte. Tonnenbesitzer haben nun 3 Möglichkeiten: ySie entfernen die Störstoffe. Die Biotonne wird dann beim nächsten regulären Termin entleert. ySie beauftragen einen privaten Entsorger mit einer kostenpflichtigen Sonderleerung. Kontaktdaten erhalten sie bei der kommunalen Abfallwirtschaft. ySie füllen den beanstandeten Biomüll in Restmüllsäcke des Landkreises und lassen diese bei der nächsten Leerung der Restmülltonne mitnehmen. Die Restmüllsäcke können bei der kommunalen Abfallwirtschaft, auf den Recyclinghöfen und bei einigen Gemeinden gekauft werden. Abfallberaterin Barbara Mühlbauer-Talbi bittet alle Bürgerinnen und Bürger: „Helfen Sie mit, dass wir keine gelben und roten Karten verteilen müssen. Das ist für alle Seiten unangenehm. Und jeder hat auch was von der richtigen Mülltrennung: Es gelangt weniger Plastik in unsere Umwelt.“ Haben Sie Fragen zur Biotonne oder zu unserer Kampagne? Wir helfen Ihnen gerne weiter! Kontakt Abfallwirtschaft Antje Burger (08131) 74-1470 Evelyn Langgartner (08131) 74-1463 Barbara Mühlbauer-Talbi (08131) 74-1469 abfallwirtschaft@lra-dah.bayern.de www.Landratsamt-Dachau.de/Biotonne 11 10 Kreis.BLICK! — Juli 2022 Im BLICK!punkt Lebensmittel � Brot- und Gebäckreste � Eierschalen � Essensreste (Gekochtes, auch Fleisch- und Fischreste) � Gemüseabfälle � Kaffeefilter mit Inhalt � Nussschalen � Obstschalen und -kerne (alle Sorten, auch Bananen und Zitrusfrüchte) � Teebeutel mit Inhalt � Verdorbene Lebensmittel Pflanzen � Baum- und Strauchschnitt (bei Pflanzenkrank- heiten bitte die Abfallberatung kontaktieren) � Blumenerde, Topfpflanzen � Fallobst (in kleinen Mengen) � Grasschnitt � Unkraut � Verwelkte Blumen, Laub � Wurzeln Tierhaltung � Sägespäne aus Kleintierhaltung � Vogelkäfigsand Das gehört in die Biotonne So sieht typischer Müll aus der Biotonne aus. Im Land- kreis Dachau werden jährlich viele Tonnen Lebensmittel- verpackungen, Plastiktüten oder Restmüll falsch in der Biotonne entsorgt. Wenn es der Biotonne zu heiß wird Heiße Temperaturen machen auch Ihrer Biotonne zu schaffen. Wir haben ein paar Tipps, wie Sie unangenehme Gerüche und Maden verhindern können: � Wickeln Sie die Küchenabfälle in Papiertüten oder in Zeitungspapier ein. � Fisch- oder Fleischabfälle immer in der Tonne entsorgen, die als Nächstes geleert wird (Bio- oder Restmülltonne). � Gesteinsmehl oder gelöschten Kalk aus dem Baumarkt zwischen den Biomüll oder auf die Maden streuen. Bitte verwenden Sie keine Giftstoffe. � Tonnenrand und Maden mit Essig besprühen. � Fachfirmen bieten eine Reinigung der Biotonne an.

Ihr Landrat Stefan Löwl mit dem ganzen Team Landratsamt Treten Sie mit mir in Kontakt bei den Bürgerdialogs-Veranstaltungen oder über www.buergerdialog-dachau.de . LiebeMitbürgerinnen undMitbürger, Das haben wir beschlossen Das Thema und die Perspektive der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes ist in wichtigen Entscheidungen der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Aus diesem Grund war es seit einigen Jahren ein großer Wunsch des Umwelt- und Verkehrsausschusses, dass Nachhaltigkeitskriterien im Beschaffungswesen und auch in Beschlussvorlagen der Gremien und Ausschüsse Eingang finden. Für die kommenden zwei Jahre werden in einem Pilotversuch daher Entscheidungen auch in Hinblick auf Klimawandel, Ressourcen, soziale Aspekte und Gesundheit geprüft und dokumentiert bewertet. Die steigenden Energiepreise machen allen, unter anderem auch den Dachauer Busunternehmen zu schaffen. Daher hat der Kreisausschuss Anfang Mai eine Sonderzahlung zur Unterstützung des ÖPNV bewilligt. Im Oktober stand das Dachauer Gründerzentrum schon einmal auf der Tagesordnung. Damals wurde mit Blick auf den noch offenen Haushalt aber noch keine Entscheidung einer Beteiligung getroffen. Diese Entscheidung ist nun in voller Mehrheit gefallen. Ab 2023 unterstützt der Landkreis Dachau mit bis zu 55.000 Euro und in den vier Folgejahren mit maximal je 50.000 Euro. Mit dem Gründerzentrum „Werkraum“ werden neben Räumlichkeiten auch Mentoring, Fortbildungen und Netzwerke für junge Start-ups bereitgestellt. Der Karlsfelder See ist ganzjährig ein gern besuchtes Naherholungsgebiet. Besonders in den letzten Wintern mehrten sich die Wünsche, auch in der Wintersaison das beliebte Naherholungsgebiet gefahrlos nutzen zu können. Der Spazierweg rund um den See war aufgrund von Schnee und Eis oft nur schlecht begehbar. Als bisher einziger See des Erholungsflächenvereins gibt es nun einen Winterdienst, der die Wege in den Wintermonaten passierbar hält. Die freiwillige Leistung ist vom Kreisausschuss bewilligt. Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine haben die Unterbringung und Finanzierung der Flüchtlinge den Landkreis Dachau massiv beschäftigt. So wurde unter anderem sehr schnell und unbürokratisch für Bürger:innen, die privat Flüchtlinge unterbringen, ein pauschaler Zuschuss für Wohnneben- und Energiekosten sowie sonstige Mehraufwendungen umgesetzt. Mit dem Rechtskreiswechsel zum 1. Juni zum Jobcenter erhalten die Flüchtlinge nun die klassischen Sozialleistungen. Dabei kann es zu Konstellationen kommen, in denen Zuschüsse wegfallen, da diese im normalen Sozialhilferecht unbekannt bzw. ungeregelt sind. Daher hat der Kreistag die Verwaltung ermächtigt, die bisher staatlicherseits bezahlten Nebenkostenzuschüsse ggf. unter den gleichen Bedingungen und in gleicher Höhe als kommunalen Zuschuss weiter zu gewähren. Zusätzlich können Leistungen vorab ausgezahlt und im Nachgang dann mit dem Jobcenter verrechnet werden, damit keine Leistungslücke entsteht. Bereits Anfang April riefen Kreisrät:innen dazu auf, sich bei einer Spendenaktion für den polnischen Partnerlandkreis zu beteiligen. Mit seiner Nähe zur ukrainischen Grenze ist der Landkreis Oświęcim/Auschwitz massiv mit der Flüchtlingssituation gefordert. Viele Kreisrät:innen beteiligten sich selbst, unter anderem mit der Spende ihres Sitzungsgelds. So konnte im Mai eine erste Spende des Landkreises Dachau in Höhe von 12.000 Euro in Kooperation mit der Seebrücke Dachau überwiesen werden. Eine sehr große Unterstützung, um die notwendigen Hilfen leisten zu können. Ein schon lang diskutiertes Thema war auch die Pausenhofgestaltung der Greta-Fischer-Schule in Dachau. Als Pausenhof wird ein Teil der Ludwig-Thoma-Wiese genutzt. Um diese aber mit Blick auf das Dachauer Volksfest flexibel nutzbar zu halten, war der Pausenhof bisher eher spärlich gestaltet. Nun geht es darum, hier mit mobilen Lösungen eine deutliche Verbesserung zu schaffen. (st) noch vor einigen Monaten waren wir uns alle sehr sicher, dass Kriege – zumindest in Europa – der Vergangenheit angehören. Schlagartig und dramatisch änderte sich dies am 24. Februar 2022 mit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Plötzlich traten viele Themen in den Hintergrund und schon vergessen geglaubte Fragen wurden neu gestellt; denn von einem Tag auf den anderen müssen wir uns als Gesellschaft wieder ernsthaft mit den Fragen der Wehrhaftigkeit, der Bündnistreue sowie der Solidarität und mit dem aktiven, nicht folgenlosen Einsatz für unsere Werte beschäftigen: auch hier im Landkreis. Der Landkreis Dachau konnte in den ersten Tagen dabei wieder einmal zeigen, wie agil und hilfsbereit wir sind und wie wir gemeinsam die Herausforderungen mit großem Engagement angehen: Innerhalb weniger Stunden haben sich Katastrophenschutz, Hilfsorganisationen, Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Behörden und nicht zuletzt viele Bürgerinnen und Bürger zusammengeschlossen. Über Nacht wurden die Versorgung sowie Betreuung erster Busse von Flüchtlingen organisiert und viele konnten bei privaten Unterkunftsgeber:innen eine Bleibe finden. In den ersten Wochen haben wir im Landkreis Dachau gut 1.500 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen; und das noch mitten in der großen Omikron-Welle. Wie sagt man so treffend: „Niemand weiß, was man alles kann, bis man es versucht.“ Die letzten Wochen und Monate haben uns allen viel Energie, Zeit und Nerven gekostet. Aber wir können gemeinsam stolz sein auf das, was wir mit unserer Hilfsbereitschaft und unserem Engagement geschafft haben. Allen Akteuren, Helfern, Spendern und Unterkunftsgebern sage ich Danke und vergelt’s Gott! Der Angriffskrieg auf die Ukraine zwingt uns aber auch gesamtgesellschaftlich und wirtschaftlich eine neue Sicht auf. Denn wo Bemühungen um den Frieden an Grenzen gelangen, gilt es, Rahmenbedingungen und Prioritäten neu zu überdenken. Neben der Sicherung des Friedens müssen wir uns dringend mit den Schwachstellen unserer globalisierten (Wirtschafts-)Welt beschäftigen und die Energiewende sowie eine gewisse Autonomie bei der Energie- und Rohstoffversorgung vorantreiben. Schon vor dem Krieg in der Ukraine war Klimaschutz ein wichtiges Thema, aber die aktuelle Situation bringt eine weitere Brisanz und Dimension mit sich: Meiner Meinung nach muss die Energieerzeugung – wie vor der Zeit der zentralen Großkraftwerke – wieder in unserem wahrnehmbaren Umfeld erfolgen und die Verantwortung dafür dezentralisiert werden: Also egal ob mit Photovoltaik, Biogas, Wasser-, Windkraft oder anderen erneuerbaren Energien – die Verantwortung für die Energiewende muss zu den Menschen vor Ort zurückkehren. Daher kam der Bürgerdialog zumThema „Klimaschutz im Landkreis und in den Kommunen“ genau zur rechten Zeit. Alle Infos dazu finden Sie auf Seite 18. Wir alle können einen Beitrag leisten und ist er noch so klein – und manchmal eigentlich auch offensichtlich: Ein gutes Beispiel dafür ist die diesjährige Biomüll-Kampagne unserer Abfallwirtschaft. Plastik und auch die vermeintlichen Bioplastiksäcke haben in der braunen Tonne nichts zu suchen! Sollten Sie es nicht schon tun, steigen auch Sie auf Papiertüten oder Zeitungspapier um; denn die Sortierung ist extrem aufwendig und schadet uns allen. Lesen Sie dazu mehr auf Seite 10 und 11. Trotz all dieser Probleme ist in diesem Sommer aber auch einiges geboten und wir können feiern: Der Landkreis Dachau hat beispielsweise seinen 50. Geburtstag. Er ist 1972 um einige Gemeinden gewachsen und hat in den vergangenen 50 Jahren um 60 % an Bevölkerung zugenommen. Wir berichten dazu auf Seite 9 – viel Spaß dabei! Beim Bürgerdialog „Klimaschutz im Landkreis und in den Kommunen“ habe ich mit Expertinnen und Experten sowie Landkreisbürger:innen intensiv über die erneuerbaren Energien gesprochen. Landrat mittendrin Der Kreistag und seine Ausschüsse 12 Kreis.BLICK! — Juli 2022 13

207 Millionen € braucht der Landkreis in diesem Jahr, um seine vielen verschiedenen Aufgaben zu erfüllen. Über die Hälfte davon fließt in Hilfen für Menschen in Not oder besonderen Lebenslagen. Erste größere Ausgaben entstehen in 2022 auch für den Bau der beiden Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos. Dafür müssen Kredite aufgenommen werden. Die Kreisrätinnen und Kreisräte haben sich intensiv damit auseinandergesetzt, wofür Geld ausgegeben und wie alles finanziert wird. In 6 Ausschusssitzungen diskutierten sie mit Landrat Stefan Löwl und Michael Mair, dem Leiter der Kreisfinanzverwaltung, und waren gezwungen, aufgrund der kostenintensiven Aufgaben des Landkreises Fachbudgets teilweise zu kürzen. Am 1. April war es dann so weit, der Haushalt 2022 wurde im Kreistag mit großer Mehrheit verabschiedet, nur 4 Kreisräte stimmten dagegen. In den Haushaltsreden wurde insgesamt die Arbeit des Landratsamts gelobt. Hier nur ein paar wenige Aussagen: „Es ist bemerkenswert, wie gut es der Verwaltung gelungen ist, unseren Landkreis ein weiteres Jahr durch die Pandemie zu steuern.“ „Der Landkreis Dachau ist Bildungslandkreis, daher ist es gerechtfertigt, dass der größte Teil der Kosten hier investiert wird.“ „Der Kreiskämmerer und sein Team haben die Problemstellungen gut erkannt und die richtigen Schlüsse für die Zukunft gezogen.“ Die Regierung von Oberbayern ist ebenfalls der Meinung, dass der Haushalt solide ist, und hat ihn genehmigt. Michael Mair, unser „Herr des Geldes“, freut sich über die breite Zustimmung und erklärt in einem Interview die Zahlen näher: Wofür geben wir Geld aus? Als Landratsamt haben wir viele verschiedene Pflichtaufgaben (siehe Kreis.BLICK! No. 5, September 2019, S. 14/15). Alle laufenden Ausgaben dafür sind im sogenannten Verwaltungshaushalt (184,321 Mio. €) zusammengestellt. Eine sehr wichtige Aufgabe des Landkreises ist es, Menschen in verschiedenen Notlagen zu unterstützen. Darunter fällt z.B. Hartz IV, Förderung von Kinder und Kindertagesstätten, Familienhilfe, Schulbegleitung, Schulgeld (siehe S. 3), Hilfe bei Erwerbsminderung oder wenn die Rente nicht reicht und vieles mehr. Über die Bezirksumlage leisten wir Eingliederungshilfe für behinderte Menschen. Insgesamt machen die Ausgaben unter dem Stichwort „Soziale Sicherung“ 52 % des Verwaltungshaushalts aus. Gegenüber 2021 müssen wir hierfür 3 Mio. € mehr ausgeben, da durch die Corona-Pandemie mehr Menschen auf solche Unterstützungen angewiesen sind. Der Betrieb der weiterführenden Schulen wie Gymnasien, Realschulen oder der Berufsschule ist ebenfalls eine wichtige Aufgabe. Rund 10 % der Ausgaben sind hierfür vorgesehen. Aber auch der weitere Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und der Schülerbeförderung fordern den Landkreis mit Ausgaben von rund 8 % des Gesamtvolumens. Neben den regulären Ausgaben wollen und müssen wir investieren, um Wachstumslandkreis zu bleiben. Wofür und wie viel Geld wir in 2022 dafür brauchen, ist im Vermögenshaushalt (22,826 Mio. €) zusammengestellt: zSchulen Wir machen unserer Auszeichnung als Bildungslandkreis alle Ehre, 54,3 % der Investitionen gehen in die Schulen. So startete z.B. der Bau des Gymnasiums in Karlsfeld (siehe S. 23). Ebenso werden am Josef-EffnerMehr Geld für Menschen in Not und für Schulen Landkreishaushalt Gymnasium die Räume für Lehrer umgebaut und erweitert. Notwendig wurde dies, da in den letzten Jahren die Schülerschaft und das Lehrerkollegium deutlich gewachsen sind. zBau, Wohnungswesen und Verkehr Der Landkreis ist hier insbesondere für den Neubau bzw. die „Generalsanierung“ von Kreisstraßen inklusive der Radwege zuständig. Wichtigstes Projekt ist in 2022 die Ortsdurchfahrt Langenpettenbach mit einem Investitionsvolumen von gesamt rund 3,1 Mio. €. Wie werden die laufenden Ausgaben und Investitionen finanziert? Die laufenden Ausgaben werden hauptsächlich finanziert durch: zKreisumlage Die Einkommens- und Umsatzsteuerbeteiligung sowie die Gewerbe- und Grundsteuern fließen zuerst einmal zu 100 % an die Gemeinden. Die Landkreise sowie Bezirke finanzieren sich dann über Umlagen davon. Für das Jahr 2022 liegt in Dachau die Kreisumlage, also der Steueranteil, den die Gemeinden an den Landkreis bezahlen, bei 49 %. Davon bleiben jedoch nur 27 % tatsächlich beim Landkreis (57,497 Mio. €), der Rest muss als Bezirksumlage an den Bezirk (46,849 Mio. €) weitergegeben werden. Im breiten kommunalen Konsens – insbesondere mit den Gemeinden – wurde die Kreisumlage 2022 um 0,5 % erhöht für die verbesserten Leistungen im ÖPNV. Unter dem Strich bleiben aber nur 0,2 % davon beim Landkreis, da der Bezirk seine Umlage von den Landkreisen um 0,3 % erhöhte. Diese Erhöhung hat der Landkreis mit Blick auf die Gemeindefinanzen aber nicht an die Gemeinden und die Stadt Dachau weitergegeben. zSchlüsselzuweisung Im Landkreis Dachau sind die Steuereinnahmen insgesamt weniger gestiegen als im Durchschnitt in Oberbayern. Deshalb erhalten wir dieses Jahr 23,612 Mio. € an Schlüsselzuweisungen (+1,944 Mio. €). zEinnahmen aus Verwaltung und Betrieb 42,853 Mio. € erhalten wir aus unserem laufenden Betrieb, wichtige Bestandteile sind dabei die Beteiligung des Bunds bzw. des Freistaats Bayern zu sozialen Leistungen (Hartz IV, Asylkosten, Grundsicherung usw.), ÖPNV und Schülerbeförderung. Auch die Investitionen finanzieren wir aus verschiedenen Mitteln: zKostenbeiträge und Investitionszuweisungen Vom Land, aber auch von den Gemeinden/der Stadt Dachau sowie dem Bund erhalten wir Gelder, z.B. um Schulen und Straßen zu bauen. Insgesamt sind das 7,347 Mio. €. zZuführung vom Verwaltungshaushalt Trotz vieler Aus- und Aufgaben können wir einen kleinen Teil des Verwaltungshaushalts (3,232 Mio. €) für Investitionen verwenden. Davon können die Kredittilgungen und die anstehenden Maßnahmen zumindest mitfinanziert werden. Die Zuführung in dieser Höhe ist als unbedingt notwendig zu bewerten. zNeue Kredite Für dieses Jahr werden wir voraussichtlich 8,507 Mio. € an Krediten aufnehmen müssen. Was sind die größten Herausforderungen in 2022? Den Haushalt haben wir mit bestimmten Annahmen zu Inflation, Zinsen, Sozialausgaben und Steuereinnahmen aufgestellt. Keiner kann aktuell sagen, wie sich diese heuer entwickeln werden. Gleiches gilt für die Baukosten. Durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ist die Lage nun leider noch unsicherer geworden. Die größte Herausforderung wird es deshalb für mein Team und mich, das ganze Team Landratsamt und die Kreisorgane sein, die Landkreisfinanzen auf Kurs zu halten, trotz unruhiger See. Wie geht es mit den Finanzen des Landkreises in den nächsten Jahren weiter? Bis 2027 werden wir voraussichtlich noch viel Geld investieren müssen, nach derzeitigem Stand 260,962 Mio. € allein bis 2025: Neben den beiden Gymnasien steht auch der Neubau des Landratsamts an. Dieser ist logische Folge der weiterhin steigenden Bevölkerung, der wachsenden Aufgaben und der nicht abnehmenden Bürokratie und ist auch dringend notwendig, um hohe Mietkosten zu vermeiden. Drei parallel laufende Großbaustellen sind Neuland für den Landkreis Dachau, sowohl in personeller Hinsicht als auch in finanzieller. Wir haben die Kreisumlage immer sehr knapp gehalten, um die Gemeinden nicht übermäßig zu belasten. Dadurch verfügt der Landkreis aktuell nur über geringe Rücklagen. Allerdings konnten wir unsere Schulden senken bzw. in den letzten Jahren auf einem niedrigen Stand halten. Die Landkreisverschuldung liegt aktuell bei 14,018 Mio. € oder bei rund 6 % des Landkreishaushalts. Für die enormen Investitionen müssen wir diesen Weg leider verlassen und hohe neue Kredite aufnehmen, insgesamt circa 176,710 Mio. € bis 2025. Nur durch unser solides finanzielles Fundament konnten wir noch einen genehmigungsfähigen Haushalt bei der Rechtsaufsicht vorlegen. Aber die finanzielle Handlungsfähigkeit des Landkreises ist nun sehr eingeschränkt, deshalb werden weiterhin alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand gestellt werden. Die nächsten Jahre werden nicht nur für die Kämmerei keine einfache Zeit, aber danach haben wir 2 topmoderne neue Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos und sind gerüstet für die Aufgaben und die Zukunft unseres lebens- und liebenswerten Landkreises Dachau! Kontakt Kreisfinanzverwaltung Michael Mair (Sachgebietsleiter) (08131) 74-221 kreisfinanzverwaltung@lra-dah.bayern.de 15 14 Kreis.BLICK! — Juli 2022 Finanzen Personalausgaben 14,95 % Verwaltungs-/ Betriebsaufwand 17,46 % Lfd. Zuweisungen und Zuschüsse 8,20 % Soziale Sicherung 23,68 % Zinsausgaben 0,04 % Allg. Deckungsreserve 0,29 % Kalkul. Ausgaben 0,18 % Bezirksumlage 22,62 % Zuführung an Vermögenshaushalt 1,56 % Allgemeine Verwaltung 0,91 % Öffentl. Sicherheit u. Ordnung 0,26 % Schulen 4,88 % Soziale Sicherung 0,02 % Kulturpflege, Gesundheit, Sport, Erholung 0,07 % Bau-, Wohnungswesen, Verkehr 2,03 % Öffentl. Einrichtungen 0,49 % Wirtschaftl. Unternehmen 0,34 % Sonstige Finanzbuchungen, Zuführungen usw. 2,03 % Gesamthaushalt 2022 207,148 Mio.€ VERMÖGENS22,827 Mio. € INVESTITIONEN 11,02 % HAUSHALT VERWALTUNGS184,321 Mio. € LAUFENDE KOSTEN 88,98 % HAUSHALT Michael Mair, Kreiskämmerer

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